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© ddp

Konzertvorschau: David Byrne kommt ins Tempodrom

David Byrne, Gründer der Talking Heads, spielt heute Abend im Tempodrom. Auf seinem Programm stehen nur Lieder, die er gemeinsam mit Brian Eno komponiert hat.

Beim letzten Berlin-Konzert ließ sich David Byrne von der Aura des Ortes mitreißen: Höhepunkt war der Moment, als er die Kanzel der Passionskirche erklomm und zu den Fans hinabsang. Derlei sakrale Momente kann man an diesem Montag im Tempodrom nicht erwarten: „Songs of David Byrne and Brian Eno“ heißt das um eine moderne Tanzchoreografie bereicherte Programm, in dem der 56-Jährige nur Stücke aufführt, die er mit Eno komponiert hat – im Konzert ohne Letzteren.

Das ist bemerkenswert, weil sich Byrne eines Großteils seines Repertoires beraubt. Schließlich hat er nicht nur eine erfolgreiche Solokarriere ohne Eno-Beteiligung hinter sich. Vor allem aber war Byrne von 1974 bis 1991 Sänger der Talking Heads, deren größte Hits wie „Burning Down the House“ oder „Road to Nowhere“ auch ohne Eno entstanden. Ende der Siebziger waren die Talking Heads der Traum der Rock-Kritik: eine New Yorker Studentenband, die die Energie des Punk mit Pop-Melodien und Funk-Rhythmen verschmolz. Und dazu mit einem Frontmann gesegnet war, dessen Image des feinnervigen Intellektuellen mit der Elektrizität seiner charismatischen Bühnenshow kontrastierte. Schon zur Blütezeit der Band beschäftigte sich Byrne mit vielen Nebenprojekten: Ballettmusik, Dokumentarfilme, ein Weltmusik-Plattenlabel – und für den Soundtrack zu „Der letzte Kaiser“ griff er einen Oscar ab.

In Eno, der als Produzent der drei wichtigsten Talking-Heads-LPs einen Ruf begründete, der ihn zum Mischpult-Guru für Stars wie U2 und Coldplay machte, fand Byrne einen kongenialen Partner. Beide Freigeister erkundeten 1981 mit den futuristischen Klanglandschaften des Albums „My Life in the Bush of Ghosts“ Terra Incognita. Spannend dürfte der Aufprall der alten Stücke mit denen der neuen zweiten Byrne/Eno-Platte werden: Deren halb-elektronische Folk-Gospel-Songs sind eher konservativ. Hier ist der begnadete Sänger Byrne gefordert. Zudem kann er ja noch auf die Talking-Heads-Songs zurückgreifen, an denen Eno mitgewirkt hat, darunter „Once in a Lifetime“.

Fraglich, ob Byrne bei seinem knappen Terminplan Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung in Berlin findet: durch die Stadt radeln. Bewegung scheint ohnehin das Lebensmotto des Workoholics zu sein: Seine letzten Aktivitäten umfassen die Gründung eines Internet-Radiosenders, eine Disco-Oper über Imelda Marcos und die Beteiligung an einem Nasa-Musiksampler.Jörg Wunder

Tempodrom, Montag, 20 Uhr, Tickets ab 35 Euro.

Jörg W, er

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