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Konzertvorschau: Fehlfarben: Ode an die Rumpelkammer

Die Fehlfarben spielen am Freitag im Festsaal Kreuzberg, sie haben ein neues Album – und auch ein neues Lied über Berlin: "Die Stadt der 1000 Tränen".

Berlin hatte schon viele Hymnen. Seeeds „Dickes B“ zum Beispiel, „Sky And Sand“ von Paul Kalkbrenner und natürlich „Ich steh’ auf Berlin“ von Ideal. Jetzt besingt die legendäre Band Fehlfarben, die am Freitag in den Festsaal Kreuzberg kommt, die „Stadt der 1000 Tränen“. Das gleichnamige Lied ist auf ihrer neuen Platte „Glücksmaschinen“, die sich wie gewohnt zwischen New Wave und Punk bewegt, zu hören. Von einem „Museum der Generationen“, einer „Rumpelkammer vorm Rummelplatz“ spricht Frontmann Peter Hein da. Ein Ort, wo Weltenretter Einheitsbrei kochen und die Weihnachtsindustrie in der Hand von Buddhisten liege. Doch der Text ist zu widersprüchlich, um einfach nur eine Abrechnung mit dem verlogenen Stadttreiben zu sein. „Wahnsinn, Wahnsinn! Alles ist gut“, ruft Hein im Refrain. „Wir protestieren eher, indem wir durch Sarkasmus mit dem Finger draufzeigen“, sagt Keyboarder Kurt Dahlke alias „Der Pyrolator“.

Außerdem hätten alle Mitglieder der Fehlfarben eins gemein, meint er: „Wir lieben Berlin und spielen gerne dort.“ Dass es auf der neuen Platte einen Song über die Stadt gibt, ist gar nicht so verwunderlich. Das Album haben sie bei dem Berliner Produzenten Moses Schneider, der auch schon mit Tocotronic und den Beatsteaks zusammengearbeitet hat, aufgenommen. Und Texte entstehen bei den Fehlfarben ziemlich spät. „Oft macht Peter sich während der Aufnahmen Notizen“, erzählt Dahlke. Erst in Berlin also.

Nicht nur deshalb gilt er als einer der besten deutschen Texter. Die Hälfte seiner Zeilen würden sich gut auf Häuserwänden machen. „Wir haben Angst, aber leider keine Zeit dafür“, zum Beispiel. Da passt es, dass die Fehlfarben oft in einem Atemzug mit Ton Steine Scherben genannt werden, deren „Keine Macht für Niemand“ auch heute noch einige Straßenzüge ziert. Musikalisch hätten sie aber nichts miteinander zu tun, sagt Dahlke. „Ich glaube, viele suchen einfach nach einer seltsam charismatischen Person wie Peter.“ Oder eben Rio Reiser.

Wenn ältere Männer in ausgefallenen Hemden auf der Bühne stehen, wird ihnen schnell angedichtet, ihren Jugendtagen hinterherzueifern. So ist das auch bei den Fehlfarben. Sobald sie eine neue Platte rausbringen, wird ihr Comeback gefeiert und mit ihrem erfolgreichen Debütalbum „Monarchie und Alltag“ von 1980 verglichen. Das sei immer so, sagt Dahlke, „egal, ob zwei, vier oder zehn Jahre zwischen den Alben liegen.“ Eigentlich hatten sie aber nur zwei Comebacks, für eine Band, die es seit nunmehr 30 Jahren gibt, also gar nicht so viel. 1991, nach einer siebenjährigen Pause, die der Band nach daher rührte, dass sie 1984 ihre beste Tour hinter sich brachten und sich „folgerichtig“ auflösen mussten. Andere meinen dagegen, es habe Streitigkeiten mit dem Label gegeben. Das zweite Mal war 2002, nur ein Jahr, nachdem Jürgen Teipels Doku-Roman „Verschwende Deine Jugend“ über den deutschen Punk und New Wave ein kleines Revival dieser Epoche auslöste.

Viele der alten Stücke nehmen sie nun auch mit auf Tour. „Es geht voran“ vom ersten Album sei zum Beispiel wieder im Programm. Nur nicht ganz so wie früher, etwas anders gespielt. „Wir wollen ja nicht einfach die alten Sachen und somit uns selbst covern“, sagt Dahlke. Das mache ja keinen Spaß.

Das Konzert beginnt am Freitag um 21 Uhr im Festsaal Kreuzberg. Karten kosten 24 Euro, Infos unter www.berlin-ticket.de

Tina Gebler

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