zum Hauptinhalt
Oasis

© promo

Konzertvorschau: Oasis: Große Klappe, Hits dahinter

Auftritt der Woche: Am Sonntag spielen die Rüpelrocker von Oasis in der Treptower Arena.

Oasis-Fans mussten in den vergangenen Monaten gleich mehrfach zittern. Zuerst wurde Gitarrist Noel Gallagher bei einem Konzert in Toronto von einem Betrunkenen angegriffen, er stürzte und brach sich drei Rippen. Und dann erklärte derselbe Noel in einem Interview, er habe eine innere Entwicklung durchlaufen: Er sei jetzt reifer, ruhiger und vernünftiger – eben erwachsen. Für Fans ein unvorstellbarer Gedanke: ein vernünftiger Gallagher, ohne Wutausbrüche und Skandale? Konnte Oasis da überhaupt weiter existieren?

Zum Glück währten beide Schockmomente nur kurz. Die Rippenbrüche waren schnell verheilt, der Satz aus dem Interview erwies sich als bloß so dahingeplappert. Nein, Noel Gallagher, 41, ist immer noch ein Rüpel, genau wie sein Bruder Liam. Beste Voraussetzungen also für ein unterhaltsames Konzert am Sonntag in der Arena.

Bei Oasis ist die Haltung mindestens so wichtig wie die Musik. Ohne übersteigerte Egos, Großmäuligkeit und Prollgehabe wären Oasis bloß eine Gitarrenband, die in den neunziger Jahren als Speerspitze des Britpops galt und zwei zeitlos tolle Alben veröffentlichte. Doch weil Noel Gallagher immer noch todernst behauptet, seine Gruppe sei weiterhin das Maß der Dinge und er selbst „der größte Songschreiber weit und breit“, und weil seine Fans genau das glauben wollen, füllt die Band aus Manchester auch im 19. Jahr ihres Bestehens größere Hallen.

Zur richtigen Attitüde gehört auch, andere Musiker in Grund und Boden zu beleidigen. Bei der Musik von U2 bekommt er Pickel, behauptet Noel. Die Kaiser Chiefs hätten kein Talent, Bloc Party sähen aus wie Idioten, Pete Doherty sei ein Weichei und Robbie Williams auf ewig schlicht „der fette Tänzer von Take That“. Richtig gut findet er nur Paul Weller und seine Idole, die Beatles.

Nach denen klingt auch das aktuelle, siebte Oasis-Album „Dig Out Your Soul“. Manche Kritiker schreiben, Oasis hätten sich überraschend weiterentwickelt und ihre psychedelische Seite entdeckt. Streng genommen haben sie bloß eine indische Sitar ins Studio geschleppt, eine Idee von George Harrison aus dem Jahr 1965. Ansonsten ist „Dig Out Your Soul“ ein typisches Oasis-Album – voller eingängiger Melodien, die man gleich laut mitsingen, am besten grölen möchte.

Auch live verneigen sie sich vor den Beatles, in der Arena werden sie zum Abschluss das Cover „I am the Walrus“ spielen. Und ansonsten bieten Oasis natürlich ihre eigenen Hits aus den Neunzigern: „Wonderwall“, „Don’t look Back in Anger“, „Supersonic“. Wie bei ihrem letzten Berlin-Auftritt vor vier Jahren werden Hunderte Briten im Publikum stehen, extra für das Wochenende eingeflogen. Sie werden Union Jacks schwenken und manche auch Schals des Fußballklubs Manchester City. Dem fühlen sich die Musiker seit ihrer Jugend verbunden. Noel war dort Hooligan.

Doch, ein kleines bisschen haben sich die Gallaghers 2008 weiterentwickelt. Zum öffentlichen Bild der Brüder gehörte lange auch, dass sich die beiden nicht mögen und demütigen, wann immer sie können. Doch als der irre Fan in Toronto auf Noel losging und alle anderen Bandmitglieder zögerten, eilte Liam seinem Bruder zu Hilfe und stürzte sich auf den Angreifer – so sehr in Rage, dass ihn Ordner festhalten mussten.

Wahrscheinlich hätten sie diesen Beweis ihrer Bruderliebe gerne geheim gehalten. Aber ein Fan hat die Szene gefilmt und auf Youtube gestellt. Das Ausmaß des Imageschadens ist noch nicht abzusehen.

Beginn ist um 20 Uhr. Eintritt: 40 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false