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Konzertvorschau: Public Enemy: Attacke der Altmeister

Für ihren ersten Berlinauftritt seit über fünf Jahren haben Public Enemy ein über zweistündiges Best-of-Programm angekündigt - heute Abend im Postbahnhof.

Mit großer Begleitband, Tänzern und Überraschungsgästen. Mit Spaßvogel Flavor Flav (Foto, Mitte), der durch seine Reality-Shows zum Fernsehstar geworden ist. Und natürlich mit Chuck D, dem Vorsprecher von Public Enemy, dessen Rap-Attacken so aufwühlend sind wie eh und je. Alles bestens, oder? Zumindest darf es einem merkwürdig vorkommen, wenn eine Band, die mehr als jede andere die Gegenwart, wenn nicht die Zukunft des Pop verkörpert hat, mit einer historisierenden Inszenierung daherkommt. In den späten Achtzigern führten Public Enemy HipHop auf ein neues Level, sowohl inhaltlich wie musikalisch. Scharfzüngige Analysen der gesellschaftlichen Verhältnisse verbanden die New Yorker mit radikalen Soundcollagen ihres Produzententeams Bomb Squad zu einer umstürzlerischen Militanz, die so gar nicht in die Charts zu passen schien.

Dennoch gelangen Public Enemy mit den Agitprop-Hymnen „Don’t believe the Hype“ oder „Fight the Power“ Hits, deren Wirkung weit über die Black Community hinausreichte. Nach vier die Grundfesten der Popmusik erschütternden Alben war die Luft raus, zudem stellte die Entlassung von Professor Griff wegen antisemitischer Äußerungen die Band auf eine Zerreißprobe. Auch wenn ihre Platten nie banal wurden, stand das meiste, was nach 1991 kam, im Zeichen melancholisch umflorter Ermattung. Public Enemy hatten ihre Zeit, ihre Hauptwerke klingen immer noch fantastisch. Nicht nur für Spätgeborene Grund genug, die Altmeister bei der Aufführung ihrer Sternstunden zu bejubeln.

Postbahnhof, Do 4.12., 21 Uhr.

Jörg W, er

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