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Michael Jackson: Spekulationen um Jacksons Todesumstände

Kaum war der "King of Pop" tot, kursierten Gerüchte über seine Todesursache. Daran beteiligten sich Menschen, die ihn kannten – und auch viele, die keine Ahnung haben.

Zunächst die Fakten: Michael Jackson war am Donnerstag mit einem Notarztwagen von seinem Luxusanwesen in Los Angeles zu einem nur wenige Minuten entfernten Krankenhaus gebracht worden. Um 14.26 Uhr Ortszeit (23.26 Uhr MESZ) erklärten die Ärzte des UCLA Medical Centers den 50-jährigen Pop-Star für tot. Seine Leiche wurde wenige Stunden später per Hubschrauber vom Medical Center zum Amt für Gerichtsmedizin des Bezirks Los Angeles geflogen. Dort sollte noch am Freitag die Autopsie vorgenommen werden. Um die genaue Todesursache zu klären. Ergebnisse der Autopsie sind erst in einigen Tagen zu erwarten.

Nach Angaben seines Bruders hatte der Sänger vermutlich einen Herzstillstand erlitten. Ein Privatarzt in der Villa habe sofort Wiederbelebungsversuche durchgeführt ohne Erfolg. Auch in der Klinik konnten die Ärzte Jackson nicht ins Leben zurückholen. Den Berichten zufolge erwachte er nicht mehr aus einem tiefen Koma.

Brian Oxman, einer der Anwälte der Jackson-Familie, schloss eine versehentlich eingenommene tödliche Dosis verschreibungspflichtiger Medikamente nicht aus. "Dies war etwas, was ich befürchtete und etwas vor dem ich gewarnt habe", sagte Oxman dem US-Sender CNN. Der Sänger habe zuletzt Arzneien wegen früherer Verletzungen, darunter ein Rücken- und ein Beinbruch, eingenommen, während er für die geplante Konzertreihe in London probte, die am 13. Juli beginnen sollte. Ohnehin waren Jacksons Körper und Immunsystem geschwächt von unzähligen Operationen.

Ein Tod also in Folge von Fahrlässigkeit? Starb Jackson durch einen Medikamenten-Cocktail? Der Familien-Anwalt Oxman jedenfalls wirft dem Umfeld des Stars genau das vor. "Die Leute, die um ihn herum waren, haben es ihm ermöglicht". Jacksons Tod sei "nicht unerwartet" gekommen. Zwar wisse er nicht, "in welchem Umfang er Medikamente genommen hat, aber nach dem, was der Familie berichtet wurde, war der Umfang erheblich", fügte Oxman hinzu.

Das britische Boulevardblatt Sun meldet, dass Jackson zusammenbrach und zu atmen aufhörte, nachdem man ihm das starke Schmerzmittel Pethidin gespritzt hatte, ein vollsynthetisches Opioid, vergleichbar mit Morphium. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt, um verletzte Soldaten im Einsatz zu behalten. Vermutlich, so spekuliert die Zeitung, sei Jackson an einer Überdosis gestorben.

Anderen Medienberichten zufolge soll Jackson vor seinem Tod eine starke Dosis Morphium bekommen haben. Das meldete die gewöhnlich gut unterrichtete Internetseite tmz.com unter Hinweis auf nicht genannte Familienmitglieder. Die Angehörigen seien deshalb beunruhigt gewesen. Zudem soll sein Bruder Joe Jackson kürzlich versucht haben, Michael in einer Entzugsklinik im kalifornischen Palmdale unterzubringen. Der Bruder gehe davon aus, dass der Sänger von Morphium und anderen verschreibungspflichtigen Drogen abhängig war, hieß es.

Laut tmz.com sucht die Polizei nun nach dem Arzt, der Jackson diese Spritze verabreichte. Der Mediziner, der in Jacksons Haus lebte, sei derzeit nirgends zu finden, hieß es.

Eine andere Theorie ist, dass Jackson todkrank gewesen sein soll. Hautkrankheiten sollen den Star geplagt haben, womöglich auch Krebs. FOXNews meldet, dass Jackson an der chronischen Krankheit Lupus litt, bei der gesunde Körperzellen zerstört werden.

Sein früherer Manager und Freund Tarek Ben Amar geht dagegen nicht von einer akuten Krankheit aus, sondern von "kriminellen" Ärzten in Jacksons Umfeld, die sein Leben verpfuscht hätten. Sie haben "ihm das Gesicht zerstört" und "ihm Medikamente gegen seine Schmerzen gegeben", sagte er dem französischen Radiosender Europe 1. "Man wusste nie, ob er wirklich krank war, weil er von Scharlatanen umgeben war, die von Jacksons Hypochondrie lebten und ihm Tausende und Abertausende Dollar für Medikamente und Vitamine abknöpften."

Aufschluss wird die gerichtsmedizinische Untersuchung bringen. Diese hat, laut dem Internetdienst tmz.com, ein renommierter Arzt übernommen, der auch schon als medizinischer Sachverständiger im Fall des früheren Footballstars O.J. Simpson auftrat. Mit dem Ergebnis der toxologischen Tests wird nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNN erst in sechs bis acht Wochen gerechnet.

Auch in Deutschland wurde wild über Jacksons Tod spekuliert. Der frühere Konzertveranstalter Fritz Rau machte die amerikanische Justiz mitverantwortlich. Er skizzierte Jackson als einen gehetzten, verfolgten Menschen. "Wir wissen ja, dass ein bigotter amerikanischer Staatsanwalt und die amerikanische Justiz ihn zur Strecke bringen wollten." Nach der Anklage wegen Kindesmissbrauchs und dem Freispruch sei Jackson ein gebrochener Mann gewesen. Sein früher Tod käme nicht überraschend.

Und auch Menschen, die nie etwas mit Michael Jackson zu tun hatten, fühlten sich bemüßigt, mitzurätseln. Matthias Gensior, Generalsekretär der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie, sagte, dass er "höchstwahrscheinlich" ausschließen könne, dass Jackson in Folge seiner Schönheitsoperationen gestorben sei. Jackson war vermutlich der berühmteste Patient von Schönheitschirurgen auf der ganzen Welt.

Alben wie Bad und Thriller machten Jackson zum kommerziell erfolgreichsten Musiker der Pop-Geschichte. Gleichwohl häufte er einen riesigen Schuldenberg an. Mit einer Reihe von Konzerten in London wollte er in ein paar Wochen sein Comeback starten. Der frühere Kinderstar wurde 50 Jahre alt und hinterlässt drei Kinder.

ZEIT ONLINE, misch

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