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Kultur: Preußen-Ausstellung: Königskinder

Prinz im Hause Hohenzollern zu sein, war nicht in jedem Fall angenehm. Die Eltern waren selten erreichbar, Gouverneure, Gouvernanten und Generalmajore unterwiesen mit ziemlich brachialen Methoden die frühzeitig in Uniformen gesteckten Kleinen.

Prinz im Hause Hohenzollern zu sein, war nicht in jedem Fall angenehm. Die Eltern waren selten erreichbar, Gouverneure, Gouvernanten und Generalmajore unterwiesen mit ziemlich brachialen Methoden die frühzeitig in Uniformen gesteckten Kleinen. Strenge "Vermahnungen" ließen der Erziehung wenig Spielraum, die Berücksichtigung der kindlichen Psyche war unbekannt.

Die letzte Sonderausstellung der Stiftung Stadtmuseum Berlin zum Preußenjahr 2001, "Im Dienste Preußens - Wer erzog Prinzen zu Königen", zeigt verschiedene Instruktionen, die die Prinzenerzieher punktgenau erfüllen mussten. Gottesfurcht, absolute Unterordnung unter den elterlichen Willen und "abstoßender Ekel vor dem Laster" wurde dem späteren Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. zur Pflicht gemacht. Ihm wurde das Bewusstsein eingeimpft, nur Gott und sonst niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Die Lehrer sollten den Lehrstoff so vermitteln, dass kein Verdruss beim Prinzen aufkommt. Der aber war ungebärdig und schockierte seine Eltern durch Aufsässigkeit. Doch als sich sein Sohn, der spätere Friedrich II., der engen Konvention zu entziehen suchte und gar französische Bücher las und auf der Flöte spielte, hagelte es Verbote und Stockschläge. Fast wäre der fahnenflüchtige Kronprinz enthauptet worden.

Gezeigt werden aus dem Geheimen Staatsarchiv stammende Erziehungspläne für die schon mit zehn Jahren zu Offizieren ernannten Prinzen, dazu Schulhefte und Briefe mit kindlichen Schriftzügen, Spielzeug und wissenschaftliches Gerät. Von Gemälden und Stichen schauen Könige und Gelehrte herab, dazu kontrastieren rundliche Kindergesichter, denen man die Mühe ansieht, den antrainierten Herrscherqualitäten zu entsprechen.

Die Ausstellung verdeutlicht, dass geistiger und körperlicher Drill im Kindesalter nicht selten böse Folgen für die Regierungspolitik der so auf ihr Amt vorbereiteten Monarchen hatte. Die Eltern beschäftigten hochqualifizierte Fürstenerzieher und Berater, unter ihnen im frühen 18. Jahrhundert Leibniz, Francke, Spener, Duhan de Jandun, de Beguelin, Delbrück und Hinzpeter. Letzter war Erzieher des späteren Kaiser Wilhelms II., dessen sonst als "liberal" geltende Eltern, die 1888 kurzzeitig als Friedrich III. und Victoria kaiserliche Würden erlangten, einen schier unmenschlichen körperlichen Drill verfügten. Der durch eine Armverletzung behinderte Sohn und Thronfolger sollte körperlich gestärkt werden. Die Mutter, die sich für die beste aller Mütter hielt, hatte nicht erkannt, dass ihr Ältester nichts sehnlicher benötigte als Zuwendung. Im 18. Jahrhundert noch separat erzogen, durften im 19. Jahrhundert Hohenzollernprinzen bereits öffentliche Gymnasien und Universitäten besuchen, was ihnen durchaus gut getan hat, wie die Ausstellung belegt. Wilhelm II. allerdings richtete für seine sechs Söhne in Plön ein privates Prinzengymnasium ein. Schaut man sich die Karriere der kaiserlichen Sprösslinge und hier insbesondere des mit lausigen Eigenschaften ausgestatteten Kronprinzen Wilhelm an, wird man Zweifel haben, ob die dort gebotene Ausbildung viel genutzt hat.

Helmut Caspar

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