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Der achtjährige Valentino treibt im Wasser.

© Nadir Medina

"Primero Enero" in Generation Plus: Im eiskalten Fluss

Kino für Kinder, nah am Leben, ruhig und zärtlich erzählt: In seinem Debütfilm verhandelt Regisseur Darío Mascambroni eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung.

Vater und Sohn, allein bei Sonnenuntergang auf einem Berg: Im Dunkeln ist es, als fielen die Sterne herab, erzählt der Vater. Im Valle de Calamuchita gibt es nachts kein künstliches Licht, nur die Sterne, so hell wie nie. Wie schön. Noch schöner wäre es, wäre auch Mama hier. Aber Valentino weiß ja, warum sie fehlt. Seine Eltern verstehen sich nicht mehr. Sie sind nicht mehr zu dritt, nur noch zu zweit. Mama mit Valentino, Papa mit Valentino. Wie jetzt im Januar, um das Landhaus zu räumen. Damit der Vater eine Wohnung in der Nähe von Valentinos Schule kaufen kann.

Zum letzten Mal ist der Achtjährige in diesem Haus, und Vater Jorge nutzt die Tage, um eine Familientradition fortzuführen. Er hat eine Aufgabenliste mitgebracht, hakt sie ab: Valentino soll im eiskalten Fluss mit offenen Augen tauchen, Fische fangen, einen Berg besteigen. Völlig erschöpft will der Junge auf dem Weg nach oben aufgeben. „Aber es ist wichtig“, sagt der Vater. Für wen? Als Jorge nachgibt, lenkt sein Sohn ein: Wenn es alle in der Familie gemacht haben, will auch er es auf den Gipfel schaffen.

„Primero Enero“, der auf der Berlinale bei Generation Plus läuft, ist ein ruhiger und zärtlicher Film. Er schaut hin, wie sich das Miteinander der beiden gestaltet. Vertrauen und Nähe geht von ihnen aus, aber ständig wird die Beziehung auch ausgehandelt. Der Kleine hat seinen eigenen Kopf, will partout keinen Baum fällen. In seinem Debütfilm ist der argentinische Regisseur Darío Mascambroni ganz nah bei dem Jungen. Der Vater: fast immer zugegen, aber nicht immer im Bild. Oft sieht man nur seine Beine oder hört nur die Stimme. Das Kind und seine Perspektive zählen. Die Reise aufs Land: Abschied vom Alten , Start in etwas Neues und Vergewisserung, dass es mit Papa und Mama weitergeht, nur anders. Eine Geschichte aus dem Alltag, manchmal traurig, nie sentimental, zuversichtlich und ohne Kinder, die immer fröhlich sind und denen alles gelingt. Kino für Kinder (und erwachsenen Begleiter), das ganz nah am Leben ist und erzählt, welche Wege eben dieses Leben gehen kann.

14.2., 9.30 Uhr (Zoo Palast 1), 15.2., 9.30 Uhr (Filmtheater am Friedrichshain), 18.2., 10 Uhr (HKW)

Kirsten Taylor

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