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Kultur: Publikums Gusto

Einmal im Jahr darf bei den Berliner Symphonikern das Publikum Kritiker spielen.Da werden im Rahmen der "Populären Symphonik" zwei Kompositionsaufträge zur Uraufführung gebracht, diesmal waren es zwei reizvoll verschiedenartige Trompetenkonzerte.

Einmal im Jahr darf bei den Berliner Symphonikern das Publikum Kritiker spielen.Da werden im Rahmen der "Populären Symphonik" zwei Kompositionsaufträge zur Uraufführung gebracht, diesmal waren es zwei reizvoll verschiedenartige Trompetenkonzerte.Und danach wurde wieder mit Händen und Füßen abgestimmt, die Intensität des Beifalls gemessen und die Verleihung des Paul-Woitschach-Preises des Deutschen Komponisten-Interessenverbandes vorgenommen.Eine launige Trompeten-"Show", die dem Publikum gehörigen Spaß bereitete.Zumal sich der Solist Reinhold Friedrich beidemal gleichermaßen engagierte und sich mit viel Elan, technischem Glanz und einem einschmeichelnden Trompeten-Cantabile vernehmen ließ.Außerdem wurden die Uraufführungen, sowie Werke Georges Bizets, von Enrique Batiz so agil wie temperamentvoll dirigiert und von den bestens aufgelegten Symphonikern spiellaunig serviert.

Trompetenkonzert Numero 1, mit dem ersten Preis ausgezeichnet, stammt von dem in Berlin lebenden Engländer Andrew Hannan (geb.1959), der mit Vorliebe Theatermusik und Musicals komponiert.Er bewegt sich mit seinem Trompetenkonzert eindeutig und allerdings auch etwas eingleisig in den vorgeschriebenen Bahnen der "Populären Symphonik".Hannan präsentiert saftig gemixte, leicht angejazzte Soli, mobile Orchesterpartien und einschmeichelnde Lyrismen.Er bringt den kompositorischen Kick auf, den das Publikum bei so einem Stück U-Musik liebt, und präsentiert seitens seines waghalsigen Solisten am Schluß auch noch einige juxige und nur so gepfefferte Kapriolen.

Der Hannoveraner Thomas Hennig (geb.1964) spricht in seinem Trompetenkonzert eine ambivalentere Sprache, ohne es am Schluß an musikantischem Hochgefühl und rhythmisch prickelnder Energie fehlen zu lassen.Sein Werk dürfte auch in jedem Konzert, das nicht ausdrücklich als populäres Vergnügen angeboten wird, einen guten Platz einnehmen.Es konnte infolge der Gesamtlänge nur zur Hälfte uraufgeführt werden.Und da es eine so geistvoll verpackte Liebeserklärung an Brasilien ist, macht es neugierig auf das ganze Stück.Und zwar schon wegen des zunächst geheimnisvoll verschatteten, lyrisch vibrierenden und erstaunlich weit ausgesponnenen Trompetengesanges, des danach urtümlich brodelnden und doch sehr differenziert mit exotischen Farben ausstaffierten Tanzes für Trompete und Orchester.

ECKART SCHWINGER

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