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Ralf-Günther Krolkiewicz: Drei Farben grau

Wunderbare künstlerische Erlebnisse bleiben mit seinem Namen verbunden. Zum Tod des Potsdamer Künstlers, Schauspielers und Regisseurs Ralf-Günther Krolkiewicz.

Die Farben der Landschaft, die märkische, vor allem die der weiten Felder und Wiesen: blau, rot, grün. Ralf-Günther Krolkiewiczs Verhältnis zur Farbe macht den Betrachter froh. Es gibt auch die Bilder vom Circus, Erinnerung an das Theater. Der Traum nach einer halbwegs heilen Welt scheint anzuklingen. Wie in einem Rausch hat der Theatermann in den vergangenen zwei Jahren gemalt.

Ralf-Günther Krolkiewicz war ein vielseitig begabter Künstler. Er war Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller und Autor. Intendant des Hans Otto Theaters Potsdam obendrein, von 1997 bis 2004. Es scheint, dass er Spaß an all diesen Arbeiten hatte. Obwohl ihn seit mehreren Jahren die schwere Parkinson-Erkrankung existenziell bedrohte. Am 5. Oktober ist er, wie erst jetzt bekannt wurde, in Thailand an Nierenversagen verstorben: mit 52 Jahren. „Ich begründe hier gerade eine neue Existenz, weil ich die letzten Jahre mit meiner Situation sehr allein war. Ich habe gekämpft, viel geschrieben, zu malen begonnen. Es hat nur wenig geholfen, ich war einsam wie nie, hab’ das Haus kaum verlassen, mich abgekapselt und hatte ohne Verschulden beinah alles verloren ...“, schrieb er an einen Freund. Es war einer seiner letzten Briefe.

Ralf-Günther Krolkiewicz war ein sensibler, verletzlicher Mensch. Die Krankheit hat ihn noch empfindlicher gemacht gegenüber Kritik. Doch wusste er stets, dass er sich als Schauspieler und Regisseur der Öffentlichkeit stellen muss. Der gebürtige Erfurter wurde nach einer Elektronikausbildung Schauspieler. 1979 führte ihn sein erstes Engagement an das Hans Otto Theater nach Potsdam. Hier spielte er große und kleine Rollen, vom Prinzen in „Dornröschen“ bis zum Seher Teiresias in Sophokles „Antigone“.

1984 gab es einen tiefen, dunklen Einschnitt im Leben Krolkiewiczs. Die Staatssicherheit hatte ein Auge auf ihn geworfen und schlug nach einer Lesung mit systemkritischen Texten in der Spartacus-„Stube“ zu. Mit drei Monaten Isolationshaft im Stasi-Gefängnis in der Potsdamer Lindenstraße und mit einem Jahr Zuchthaus in Cottbus sollte er gedemütigt werden. Sein Roman „Hafthaus“, das er in den neunziger Jahren im Märkischen Verlag Wilhelmshorst veröffentlichte, erzählt in zutiefst bewegender Weise von seinem Aufenthalt in den Gefängnissen. Schließlich wurde er frei gekauft und ging nach Westdeutschland. Dort konnte er wieder als Schauspieler arbeiten, in München, Oberhausen, Bamberg, Augsburg und anderswo.

Doch mit Potsdam blieb er verbunden. 1996 kam Ralf-Günther Krolkiewicz wieder zurück an die Havel, ans Hans OttoTheater. Als Schauspieler, Oberspielleiter und schließlich Intendant. „Zu einer Zeit, als die weitere Existenz des Potsdamer Theaters von nicht wenigen Entscheidungsträgern der Politik in Frage gestellt wurde, ist es ihm gelungen, das Hans Otto Theater und sein Ensemble wieder an die soziale Wirklichkeit dieser Stadt anzubinden und damit in das Bewusstsein des Publikums zurückzuholen“, heißt es im Nachruf des Theaters. Und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs schreibt, dass Potsdam heute von den Kämpfen, die „er zu seiner Zeit für das kulturelle Leben dieser Stadt und insbesondere für das Entstehen eines neuen Theaters geführt hat“, profitiere.

Wunderbare künstlerische Erlebnisse sind mit Krolkiewiczs Namen verbunden. Er hat mit seinen Operninszenierungen im Schlosstheater im Neuen Palais besonders den traditionsreichen Mozart-Zyklus eine neue Facette hinzu gefügt. Seine letzte Inszenierung am Hans Otto Theater galt Shakespeares „König Lear“ mit Alexander Lang in der Titelrolle, ein Stück von Macht, Machtmissbrauch und letztendlich Machtverzicht.

Doch auch nach seinem Weggang blieb er dem Theater verbunden, fand die Zeit, Stücke zu schreiben. 2004 erhielt Krolkiewicz den Hauptpreis des „Heidelberger Stückemarktes“ für sein Schauspiel „Sonst is alles wie immer“. Sein Theaterstück „Herbertshof“ wurde 2005 mit dem Landespreis für Volkstheaterstücke Baden-Württemberg ausgezeichnet. Uraufgeführt wurde es am Hans Otto Theater, aber schon unter der neuen Intendanz von Uwe Eric Laufenberg. Auch der ist nun schon wieder weg.

Klaus Büstrin

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