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Kultur: Rauchzeichen

ALL THAT JAZZ Christian Broecking erinnert an zwei Gründerväter des Bebop Als Miles Davis starb, hörte Dizzy Gillespie mit dem Rauchen auf. Die Havanna war sein Markenzeichen geworden im Einklang mit dem, was er musikalisch in den modernen Jazz einführte: die Orientierung auf afrokubanische Rhythmik.

ALL THAT JAZZ

Christian Broecking erinnert an

zwei Gründerväter des Bebop

Als Miles Davis starb, hörte Dizzy Gillespie mit dem Rauchen auf. Die Havanna war sein Markenzeichen geworden im Einklang mit dem, was er musikalisch in den modernen Jazz einführte: die Orientierung auf afrokubanische Rhythmik. „Cubana Be, Cubana Bop“ hieß eine seiner wegweisenden BigbandKompositionen. Gillespie arbeitete von Anfang an mit den kubanischen Rhythmen und ihren Musikern, als immer wiederkehrender Gast der „Salsa Meets Jazz“-Serie im New Yorker Village Gate. Rhythmen, in denen sich der 4/4-Takt-Musiker leicht verlieren konnte, der sich an der Basstrommel oder am eigenen Fußwippen zu orientieren gewohnt war. Vor fast genau zehn Jahren, am 6. Januar 1993, erlag der geniale Trompeter einem Krebsleiden.

Gillespie gilt als Erfinder des Bebop. Von dem Begriff blieb, nachdem er die Mühlen ideoligisierter Jazzgeschichtsschreibung leicht zermalmt überdauert hatte, dass der Scatsänger Dizzy seinen Mitmusikern neue, schwierige musikalische Phrasen mit den Silben „Be“ und „Bop“ vortrug. Gillespie hasste es, wenn Kritiker oder Kollegen versuchten, neue, radikale Musikentwicklungen auf revolutionäre Posen zu reduzieren. „Gillespie is the name - and Music is my game!", so mochte der Entertainer und Congaspieler Dizzy sich immer gerne selbst vorstellen. Viele Kritiker haben seine Witzeleien und Wortspiele, die er während seiner Clubauftritte oftmals bis auf ungewohnte Längen zwischen den Stücken auszudehnen wusste, nicht gebilligt. In dem Thriller „The Winter in Lisbon“ (1990) spielte er einen Exilanten, einen amerikanischen Jazzmusiker in Europa. In einer Szene sitzt er am Klavier und erzählt davon, warum er Amerika verließ, von Rassismus und Drogen, und davon, dass die Leute nichts von dem Druck verstanden haben, der seine Weggefährten Charlie Parker und Billie Holiday gekillt hat. Dass er mehr tote Freunde als lebende habe, und dass so viele afroamerikanische Musiker ihr Heimatland verlassen mussten, um zu überleben. Er brauchte dafür kein Script.

Der Perkussionist, der Gillespie ganz wesentlich inspirierte, hieß Chano Pozo . Der Kubaner kam 1947 nach New York und war bei Dizzys wichtigsten Aufnahmen – ob nun „Cubano Bop, Cubano Be", „Tin Tin Deo“ oder „Manteca“ – stets dabei. Arte zeigt heute um 19 Uhr den Film „Chano Pozo. Ein Kubaner in New York“, auf „ www.rhythmweb.com/chano_pozo ; kann man sich Mongo Santamarias Hommage an Pozo anhören. Pozo wurde 1948 in Harlem ermordet.

Ob nun in der Werbung bei Harald Schmidt, im Konzertmitschnitt bei Arte oder im Porträt auf CNN – der Norah-Jones -Hype hat in diesem Jahr seine Spuren hinterlassen. Der „Rolling Stone“ feierte die 23-jährige Sängerin und Pianistin aus Texas, die bei Blue Note unter Vertrag ist, schon als Entdeckung des Jahres, als ihre Debüt-CD noch gar nicht erschienen war. Ihr nicht nur eine Generation voraus ist die Sängerin und Pianistin Diana Krall - mit ihrem Pariser Konzert startet das neue Jazz-TV-Jahr. „Live In Paris“ gibt es auf CD, DVD und am Donnerstag um 23 Uhr 50 in 3Sat .

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