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Kultur: Raum im Raum

Die Bilder von Georges Rousse soll man wörtlich nehmen, man soll an das glauben, was man sieht.Etwa die weite Hallenflucht einer leeren Fabriketage am Prenzlauer Berg.

Die Bilder von Georges Rousse soll man wörtlich nehmen, man soll an das glauben, was man sieht.Etwa die weite Hallenflucht einer leeren Fabriketage am Prenzlauer Berg.Als würde man durch eine bemalte Glasscheibe blicken, liegt vor der leeren Halle ein von dünnen Linien begrenzter Kreis, umgeben und durchbrochen von vielfach verästeltem Liniengeflecht.Doch alles, was man hier sieht, liegt in Wirklichkeit nicht vor dem Raum, sondern befindet sich in ihm.Man mag es kaum glauben.Das Spiel mit der Wahrnehmung, den Sehgewohnheiten des Betrachters läßt an den Niederländer M.C.Escher denken, nur daß Rousse den umgekehrten Weg geht: Er entwirft keine Phantasien von dreidimensionalen Räumen auf dem Papier, sondern werkelt so lange am tatsächlichen Ort, bis dieser seiner Raumphantasie entspricht.

Die Fotos von Rousse, die derzeit in der Galerie Springer & Winckler zu sehen sind, dokumentieren neben den aktuellen, eher spröden und minimalistischen Arbeiten auch einige dieser zuvor entstandenen, "konstruierten" Rauminszenierungen.Mit Hilfe aufwendiger Attrappen aus Sperrholz, Pappe und Gips läßt der Künstler seine plastischen Phantasien weit in den Raum ausgreifen.Doch gerade durch das Auge der Kamera entfaltet sich die von Rousse inszenierte Realität.Als Kulisse seiner Raumbilder bevorzugt er leerstehende Villen, Fabrikhallen und Bauruinen.Orte, die frei von Ablenkung sind und in ihrer Versunkenheit den neutralen Rahmen zur Entfaltung der Raumphantasien schaffen.Der Übergang vom bestehenden zum hinzugefügten Raum ist dabei vielfach kaum noch wahrnehmbar, wie bei seiner Installation in einem alten römischen Palazzo.Die hohen, mit verblichenen Landschaftmotiven verzierten Wände des Saals sind geteilt in eine helle "Tagseite" und eine tintenblaue "Nachtseite".Getrennt werden Hell und Dunkel von einer weißen, dreikantigen Stele, die bis ans obere Ende des Bildes ragt und sich nur scheinbar vor der Szenerie zu befinden scheint.

Galerie Springer & Winckler, Fasanenstraße 13, bis 13.März; Dienstag bis Freitag 10-19 Uhr, Sonnabend 11-15 Uhr.

FRANK PETER JÄGER

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