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Kultur: "Regenbogenkind": Edith Schreiber-Wicke bereitet auf die große Lebensreise vor

"Ich will, dass jeder, der mir begegnet, darüber nachdenkt, was wirklich wichtig ist." Regenbogenkind Naomi hat sich da ganz schön was vorgenommen für die Zukunft.

"Ich will, dass jeder, der mir begegnet, darüber nachdenkt, was wirklich wichtig ist." Regenbogenkind Naomi hat sich da ganz schön was vorgenommen für die Zukunft. Die anderen Regenbogenkinder sind weniger anspruchsvoll: Sie wollen Erfinderin werden oder Maler, Dichter oder Schauspielerin. Eben etwas, was greifbar ist und für alle nachvollziehbar. Regenbogenkinder waren wir alle einmal: Denn die "Regenbogenzeit ist die Zeit, die wir im Land unter dem Regenbogen verbringen. Jeder von uns. Die Zeit, in der wir uns vorbereiten auf die große, spannende Lebensreise", beginnt Edith Schreiber-Wickes neues Buch.

"Regenbogenkind" ist ein schmaler und so im doppelten Sinne leichter Band geworden, der gleich zwei schwer verdauliche Themen in den Mittelpunkt stellt: Selinas Eltern lassen sich scheiden, und Jakobs neu geborene Schwester ist mongoloid. Und das beides in einem Buch für Kids ab zehn. Eigentlich nicht zumutbar, könnte man denken, so lange man das Buch von Schreiber-Wicke nicht in der Hand hält: Der Schriftstellerin ist eine Geschichte gelungen, die ebenso bunt und fröhlich daherkommt, wie der von Carola Holland gestaltete Einband es verspricht. Ein Buch über schwierige Situationen im Leben, das mit warmem Humor geschrieben Optimismus und Lebensfreude vermittelt und in dem die Kinder ihren Eltern wieder den Blick für das Wesentliche öffnen.

Schreiber-Wicke verzichtet in ihrer Geschichte, die nach einer Idee von Margit Dahlke entstand, auf eine Darstellung der Schwierigkeiten, die mit einem Down-Syndrom-Kind auf eine Familie zukommen. Doch darum geht es hier auch gar nicht. Es geht um Anderssein und Fremdsein, um Vorurteile und die damit verbundenen Verurteilungen. Und es geht um die Erkenntnis, dass jeder Mensch einen nur ihm allein innewohnenden Wert hat - ein wenig nach der Devise, dass jeder Mensch eine Idee Gottes ist. Und das alles so, daß man keinen Moment lang das Gefühl hat, die Autorin stünde mit erhobenem Zeigefinger hinter dem Buch und erteilte pädagogische Ratschläge. "Regenbogenkind" ist ein Buch, nach dessen Lektüre die Sonne ein wenig heller scheint.

Simone Leinkauf

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