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Kultur: Renne, Lola, renne

Wie wäre es mit "neuteutonischer Pflastertreterei"? Oder mit "seelenlosem Technostampfen"?

Wie wäre es mit "neuteutonischer Pflastertreterei"? Oder mit "seelenlosem Technostampfen"? Mit deutsch-martialischer Hektik"? Oder zuletzt: "Stechschritt mit DocMartens statt Stiefel und Techno statt Humpa." Was wir vor uns haben, sind Versuche anerkannter US-Kinokritiker, mit einem Phänomen fertig zu werden. Da ist also "Lola rennt" in Amerika angelaufen, die Besucherzahlen sind ordentlich, die Aufmerksamkeit gewaltig, und die meisten Kritiker finden sogar, irgend etwas habe der Streifen. Nur was? Sie vermissen große Gefühle und eine große Handlung, attestieren ihm aber technische Finesse und Unterhaltungswert. Wenn Amerikas Kritik Urteile abgibt wie "nicht gut, sondern bloß anders", "Kraft statt Grazie", "donnernde Schonungslosigkeit", "wie ein John-Waters-Film im schnellen Vorlauf und ohne alle guten Szenen" oder "abgrundtief wertfrei", dann fehlt nie der Verweis darauf, dies sei ein deutscher Film, wo Tumbheit und Technik erwartungsgemäß fusionieren. Nicht einmal aus der albernsten Filmkritik lassen Amerikas Schreiber ihre NS-Assoziationen. Nun gut. "Das neue tolle Gesicht aus Germany" sieht Oliver Stone in "Lola"-Darstellerin Franka Potente. Die in den USA übrigens nicht im Indikativ, sondern im doppelten Vokativ durch Berlin gehetzt wird: "Run, Lola, run" heißt der Film in Amerika. Mehr Technik. Mehr Marsch. Doppelt soviel sinnlose Bewegung. So sind wir Deutschen.

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