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Kultur: Rock: Nicht wie Mädchen

Placebo werden gefeiert als die "letzten großen Rockstars". Ausverkaufte Columbiahalle.

Placebo werden gefeiert als die "letzten großen Rockstars". Ausverkaufte Columbiahalle. Stefan Olsdal, dürrer langer Schwede in weißem Hemd, mit Fledermausohren und Irokesenhaarschnitt wechselt zwischen Bass und Gitarre. Steve Hewitt, langhaariger Amerikaner, trommelt knallig solide. Und im neckisch schwarzen Fräckchen der kleine Engländer Brian Molko an Gitarre und Mikrofon. Mit angegelten, kurzen schwarzglänzenden Haaren und einem Mädchengesicht, das wirkt, als wolle er wie ein Junge aussehen. Und da ist Tempo und pure Energie. Zwischen Punk, Industrielärm und düsterer Schwermut. Olsdal spielt den Bass wie eine Gitarre: melodische Linien, ein bisschen wie "Flea" von den Chili Peppers. Molko schrabbelt schnellen Rhythmus auf der Gitarre und singt mit dieser nervös hektisch aufgeregten Stimme, auf der mehr Effekt-Mak-Up liegt als auf seinem hübschen Gesicht. Hüpfen auf der Bühne, Wogen im Saal, Arme gereckt, schülerhafte Begeisterung. Songs zum Austoben. Schlag auf Schlag. Gehen ineinander über. Schnell. Laut. Schrilles Feedback. Aus den Verstärkern. Aus dem Publikum. Weißes Blendlicht in den Saal: als müssten Geiseln befreit werden. Ach, und da ist ja noch ein vierter Mann, unscheinbar im Hintergrund. Tauscht Gitarre und Bass mit dem Schweden, manchmal drückt er Tasten. Molko klingt jetzt wie Mike Scott von den Waterboys. Dann ein bisschen wie Bowie in der "Heroes"-Phase. Der erste ruhige Song. Drei Balladen mit hymnischem Pathos. Dann wieder Punk und Punkte beim Publikum. In den Zugaben nochmal ein Hochschaukeln von melancholischer Ruhe zu schwerem Fabriklärm vor weißer Lichterwand, Rückkoppeln, Stroboskopeln. "Thank you very much, good night!" Nett. Aber Idlewild, die Vorgruppe, war interessanter.

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