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Kultur: Romantik, federleicht

KLASSIK (1)

Die Grundstimmung der Gedichte von Rabindranath Tagore ist romantisch-mystisch, die Lyrische Sinfonie von Alexander Zemlinsky genuin romantisch in ihrer Antinomie von Traum und Wirklichkeit. Eine Musik, die nicht nach Fortschritt jagt, in ihrer Dichte aber einem Orchester wie der Staatskapelle Berlin sehr entgegenkommt. Der belesene Zemlinsky vertont, was die Begeisterung für den Nobelpreisträger Tagore in den Zwanzigern hervorruft. Die Metapher der Flöte als Bild der Seele. Dem Symbolismus Maeterlincks nahe und auf eigenem Pfad zwischen Wagner, Mahler, Richard Strauss und Alban Berg komponiert Zemlinsky mit seiner Liedersinfonie eine Art Tristan und Mélisande, deren Soli Alexander Marco-Buhrmester und Angela Denoke sich subtil zu eigen machen. Das heißt nach Maßgabe des Komponisten, dass „der tiefernste, sehnsüchtige, doch unsinnliche Ton des 1. Gesanges festzuhalten“ sei. Keine einfache Spielanweisung! Am eindringlichsten ist das Scherzo, „Mutter, der junge Prinz“. Eine Frau ringt mit der Unvereinbarkeit von Sehnsucht und Leben: „Und ich hab’ den Schmuck von meiner Brust/ Ihm in den Weg geworfen.“

Fabio Luisi , der umworbene Italiener, ist mit der Staatskapelle wie mit anderen großen Orchestern von der Opernarbeit her vertraut. Er ist ein stilistisch vielseitiger Dirigent der Farben, der gebundenen Kantabilität. Obwohl Details der „Schottischen“ Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy noch elfenhaft eleganter gelingen könnten, trifft Luisi hier wie dort den Eigenton der Partituren und wird in der Philharmonie mit Begeisterung gefeiert.

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