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Kultur: Rosendrittel & Riesentrottel

Jüdische Kulturtage II: Hackl&Marecek in der Bar jeder Vernunft

Einer ist immer der Dumme. Das ist im Leben nicht anders als im Kabarett. Nur: Sich glaubhaft dumm zu stellen, ist auf der Bühne noch mal schwerer. Vor allem, wenn man einen neunmalklugen Oberschlau als Gegenspieler hat, der sowieso immer alles besser weiß und besser kann. Kann er das? Alles dreht sich um diese Frage in einer Doppelconférence – jener Spielform, die von dem Wiener Erfolgsduo Farkas&Grünbaum in den 20er Jahren begründet wurde und wie keine andere das jüdische Kabarett prägte. Mit pointenreichen Wortgefechten, ebenso witzig wie boshaft, voller Tempo und Selbstironie, traten Fritz Grünbaum und Karl Farkas auf, sorgten für mächtig Furore im „Simplicissimus“ und schrieben Revuen, die zu Verkaufsschlagern wurden.

Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage geben Hackl&Marecek mit „Was lachen Sie?“ in der Bar jeder Vernunft eine Neuauflage jener legendären Doppelconférencen. Nicht selten kommt der Besserwisser, gespielt vom Burgschauspieler Karlheinz Hackl, dabei ins Schwitzen, denn seinen Gegenpart verkörpert Heinz Marecek, lange Jahre Schauspieler am Theater in der Josefstadt. Der führt den Gescheiten gerne mal an der Nase herum, um ihn der Hochstapelei zu überführen. Im Wienerschmäh sind die Belehrungen zu Fremdwörtern, die Übungen in Staatsbürgerkunde und Mnemotechnik unwiderstehlich – ganz zu schweigen von den Improvisationen in Schüttelreimen, wo aus einem Rosendrittel gerne mal ein Riesentrottel wird und auf den Damenhaxen Haare wachsen. Bemerkenswert sind zudem zwei Solos, die die Sketche in einen historischen Rahmen stellen: Farkas’ bewegende Gedichte aus der Emigration und Grünbaums Satire auf den Neid seines Kollegen. Die eine oder andere zeitkritische Anspielung mag heute untergehen, so mancher Frauenwitz altbacken wirken - Charme und Professionalität der beiden Conférenciers kann das nichts anhaben. „Hut auf!“ hätte Grünbaum gesagt.

Weitere Vorstellungen täglich bis einschließlich Sonntag, jeweils um 20 Uhr 30 .

Stefanie Müller-Frank

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