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Kultur: Rückblick: Liebesschmalz: Irina von Bentheim und Andreas Fröhlich in der Salonbuchhandlung (Lesung)

Liebesbriefe sind etwas sehr Privates. Mit Herzblut geschrieben, sind die Zeilen eigentlich nur für jene Augen bestimmt, denen man am meisten vertraut.

Liebesbriefe sind etwas sehr Privates. Mit Herzblut geschrieben, sind die Zeilen eigentlich nur für jene Augen bestimmt, denen man am meisten vertraut. "Bitte, zeigen Sie den Brief keiner lebenden Seele", schreibt die 17-jährige Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz ihrem späteren Mann, König Friedrich Wilhelm III. Und selbst der sonst nicht eben schüchterne Henry Miller fürchtet, dass seine Liebesergüße an Anaïs Nin in die Hände eines neugierigen Briefboten geraten könnten. "Ich liebe Dich so sehr, ich werde zungenlahm", schreibt er, während er mit dem Stuhl auf dem Küchenboden umherreitet. Keuchend stößt Andreas Fröhlich, bekannt als Synchronstimme von Ethan Hawke und John Cusack, die Worte Millers aus, ebenso erregt antwortet ihm die Schauspielerin Irina von Bentheim mit schwülen, feuchten Sätzen von Anaïs Nin. Rund 400 Ohren lauschen am Donnerstagabend gespannt, wie sich die beiden gegenseitig - literarisch - zum Höhepunkt treiben. "Liebesbriefe berühmter Frauen und Männer" heißt ihr romantisches Programm, eine Art Short Cuts intimer Literatur, das sie auf Einladung der Salonbuchhandlung im Innenhof des Tucher Restaurants am Pariser Platz vortragen. Passend begleitet werden sie von Clemens und Hans Wagner sowie Ralf Krebs mit Saxofon, Cello und Gitarre: musikalische Brücken von Brief zu Brief, geschrieben von Fernando Pessoa, Oscar Wilde oder von Lotte Lenya an Kurt Weill. Besonders schön: die dadaistische Eloge von Kurt Schwitters an Anna Blume ("Du tropfes Tier, ich liebe Dir"), oder die obszöne, saukomische Reimerei von Mozart an sein "Bäsle" ("Dreck, schmeck, leck und Dreck!"). Ende Oktober kommen Irina von Bentheim und Andreas Fröhlich wieder in die Salonbuchhandlung: mit "Liebesbriefe Teil 2". Vormerken!

Nils Meyer

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