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Kultur: Russland unter Eis: Schokolade essen gegen Auskühlung - Physiologe Karl Kirsch über die Wirkung von Frost auf Menschen

Karl Kirsch (62) ist Physiologe am Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin. Er befasst sich mit Lebensvorgängen im Menschen.

Karl Kirsch (62) ist Physiologe am Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin. Er befasst sich mit Lebensvorgängen im Menschen.

Was passiert mit dem menschlichen Körper bei extrem niedrigen Temperaturen?

Zuerst versucht der Mensch, der Kälte mit Bewegung Widerstand zu leisten, er muss Wärme produzieren und zittert. Falls das nicht genügt, zum Beispiel bei unzureichender Kleidung, beginnt die Unterkühlung. Dabei unterscheiden wir zwischen einer generellen Auskühlung und lokalen Kälteschäden. Kinder sind dabei stärker gefährdet als Erwachsene, weil sie im Vergleich zur Körpermasse eine viel größere Körperoberfläche haben.

Wie viel Kälte hält der Mensch aus?

Neben der Temperatur hängt das auch von der Windgeschwindigkeit und von der Luftfeuchtigkeit ab. Feuchte Luft entzieht dem Körper mehr Wärme als trockene - bei nasskaltem Wetter friert man oft, obwohl die Lufttemperatur über Null liegt. Starker Wind bewirkt, dass die in der Kleidung enthaltene Luft schneller ausgetauscht wird. Auch so verliert der Körper Wärme. Fünfzig Grad unter Null und eine Windgeschwindigkeit von fünf Metern je Sekunde, wie jetzt in Sibirien, sind sehr gefährlich: Unbedeckte Haut kann schon innerhalb einer Minute erfrieren.

Woran merkt man, dass der Körper unterkühlt ist?

Zuerst zittern Sie, um Wärme zu produzieren. Das passiert schon, wenn die Körpertemperatur um drei Grad fällt. Wenn sie unter 34 Grad sinkt, setzt Erschöpfung ein, man wird apathisch und sehr schläfrig. Es kommt auch vor, dass Menschen verwirrt werden: Weil der Stoffwechsel in den Zellen nicht mehr funktioniert, schwillt das Gehirn an. Unter 30 Grad fällt dann die Atmung schwer und Bewusstlosigkeit tritt ein. Auch das gefährliche Kammerflimmern am Herzen setzt ein: Das Herz schlägt nicht mehr regelmäßig. Im schlimmsten Fall kann es stehen bleiben. Unterkühlte Menschen sollten gezuckerten Tee erhalten, auf keinen Fall aber Alkohol. Alkohol öffnet die Gefäße, und der Körper verliert dann noch mehr Wärme.

Warum sind Nase, Ohren, Wangen und Zehen besonders erfrierungsgefährdet?

Weil sie eine große Oberfläche haben, kühlt das Gewebe sehr schnell ab. Zuerst geht dort das Gefühl verloren, das Gewebe wird taub und verfärbt sich weißlich. Wenn man ins Warme kommt, fängt es an zu schmerzen.

Was sollte man bei Kälte tun?

Wer friert, baut zügig Kohlenhydrate ab und braucht schnelle Energie. Die kanadische Armee verteilt deshalb Schokolade an ihre Soldaten. Kleidung sollte den Wind nicht durchlassen. Auch sollte man vermeiden zu schwitzen. Am besten sind mehrere Pullover übereinander. Schuhe sollten nicht zu eng sein, feuchte Schuhe sind sehr gefährlich! Pelzjacken wärmen sehr stark, weil sie im Fell Luft speichern. Ein Pelz ist ideal!

Was passiert mit dem menschlichen Körper bei

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