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Kultur: Scannen Sie diesen Text!

Eine

von Christiane Peitz

Heute wird im Bundesrat das „Zweite Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft“ diskutiert. Klingt nicht gerade sexy: Artikel über das Urheberrecht schaffen es kaum in die Hitliste der meistgelesenen Zeilen des Tages. Aber genau danach sehnen sich Künstler: Sie wollen, dass ihr Werk gelesen, gesehen, gehört wird, von möglichst vielen. Meine Idee, meine Fantasie gehört mir, und sie hat ihren Preis: Vom Copyright leben die Kreativen, bis heute. Die Ideen sind frei: Davon lebt nicht nur das Internet, sondern die uralte Vision von einer Universalbibliothek. Scanner machen’s möglich: Eines Tages, davon träumen Projekte wie „Google Print“, passt das gesamte schöpferische Wissen der Menschheit in einen gewöhnlichen iPod. Himmlische Vorstellung – mit höllischen Folgen: für Dichter und Denker, Übersetzer, Fotografen, Filmemacher, Musiker, Verlage, Bibliotheken. In allen Sprachen ist alles omnipräsent, ein Mouseklick genügt. Bloß leben kann davon keiner mehr, wie Kevin Kelly vor ein paar Tagen in seinem fulminanten Essay „Scan This Book!“ im „New York Times Magazine“ schrieb.

In Deutschland dreht sich der Streit um die Fünfprozentklausel: Die Vergütung von schöpferischen Werken soll über eine Abgabe geregelt werden, die nicht höher sein darf als 5 Prozent des Gerätepreises. Computer werden immer billiger, Geiz ist geil – und der Geist nur noch einen Dumpingpreis wert. Klar, der gute alte Kopiergroschen hat ausgedient. Bloß, was dann? Die Menschheit wird reicher, der kreative Mensch immer ärmer? Ein Dilemma, eine Chance: Wer diesen Knoten durchschlägt, dürfte als Revolutionär in die Geschichte eingehen. Sexy Gedanke.

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