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Gene Hackman wird 90.

© imago/ZUMA Press

Schauspieler Gene Hackman: Hollywoods Tough Guy wird 90

Der zweimalige Oscar-Gewinner ist mit Rollen als harter Knochen berühmt geworden. Heute schreibt er historische Romane.

Wenn schon ein Song nach einem benannt wurde, lässt sich ein Platz im Schrein der Popkultur nicht mehr anfechten. Der Collegerock-Song „Gene Hackman“ der australischen Band Hoodoo Gurus ist eine schnörkellose Eloge. In ihrer Einfachheit entspricht sie einem Schauspieler, der sich nicht durch überlebensgroße Gesten oder extravagantes Auftreten auszeichnet, sondern durch ein Zurücktreten hinter seine Rollen. Gene Hackman, der am heutigen Donnerstag 90 Jahre alt wird, hat sich nie als Star, sondern als Jedermann verstanden.

Schon seine Erscheinung: das runde Gesicht, die zugekniffenen blauen Augen, imposante Statur und Geheimratsecken, die scheinbar schon immer da waren, erinnern an das Klischee eines Familienvaters. Erst mit 30 Jahren wendet sich der Kalifornier seinem Kindheitstraum des Schauspiels zu, zunächst schlägt er sich mit Jobs als Comedy-Darsteller am Broadway durch, bevor er 1964 bei seinem ersten Kinoauftritt in „Lilith“ Warren Beatty kennenlernt. Drei Jahre später ermöglicht dieser ihm den Durchbruch mit der Rolle seines Bruders in der Gangsterballade „Bonnie and Clyde“. Für seinen Buck Barrow erhält Hackman die erste Oscar-Nominierung.

Knallharte Polizisten, Privatdetektive und Law-and-Order-Figuren

Die Auszeichnung für den besten Darsteller gewinnt er drei Jahre darauf für die Hauptrolle in William Friedkins Polizeifilm „The French Connection“. Dabei war es dem liberalen Hackman schwergefallen, den gewalttätigen und rassistischen „Popeye“ Doyle zu spielen. Danach ist er in Hollywood auf den „tough guy" festgeschrieben. Hackman verkörpert immer wieder knallharte Polizisten, Privatdetektive und Law-and-Order-Figuren.

Beispielhaft dafür bleibt Alan Parkers „Mississippi Burning“, in dem Hackman einen FBI-Agenten in den 1960ern spielt, der in seinen Heimatstaat Mississippi zurückkehrt, um an Willem Dafoes Seite dem Verschwinden von zwei schwarzen und einem weißen Bürgerrechtsaktivisten nachzugehen.

Dafoe spielt den regeltreuen und idealistischen City-Cop, Hackman den hartgesottenen und abgeklärten Pragmatiker. Wiederholt stößt Dafoes Grünschnabel angesichts des institutionalisierten Rassismus auf Granit, bis er das Kommando an den harten Kerl Hackman übergibt, der mit fragwürdigen Methoden die mitschuldige Lokalpolizei zur Rechenschaft zieht.

Überraschendes Karriereende

Seinen zweiten Oscar erhält Hackman 1993 für seine Rolle im Western „Unforgiven“, in dem er als gnadenloser Sheriff den Widersacher von Clint Eastwoods desillusioniertem Revolverhelden gibt. Kultische Anerkennung fand Hackman mit untypischen Rollen wie in Francis Ford Coppolas „The Conversation“ (1974). Sein zurückgenommenes Spiel als zunehmend paranoider Überwachungsexperte Harry Caul gilt bis heute als einer seiner besten Auftritte.

Auf die Frage, welchen seiner Filme er bevorzuge, verweist Hackman stets auf den noch früheren, kaum beachteten "Scarecrow" (1973) von Jerry Schatzberg. In dem Roadmovie verkörpert er den ehemaligen Sträfling Max, der sich für eine Geschäftsidee durch die USA kämpft. Wegen seiner Gewaltbereitschaft gerät der jähzornige Max immer wieder in Schwierigkeiten, bis die Freundschaft zum Drifter Lion (Al Pacino) ihn lehrt, Konfliktsituationen mit Humor zu begegnen. Die rare Gelegenheit, seine komödiantischen Fähigkeiten zur Schau zu stellen, ist ein weiteres Highlight in Hackmans langer Karriere.

Diese erklärt er 2004, drei Jahre nach seiner Rolle als dysfunktionaler Familienvater in Wes Andersons „The Royal Tennenbaums“, trotz seiner bis dahin rastlosen Produktivität überraschend für beendet. Seither widmet er sich dem Schreiben von historischen Romanen. Heute lebt Hackman mit seiner Frau in New Mexico, wo er zu seinem runden Geburtstag auf exakt 100 Film- und Fernsehcredits in über einem halben Jahrhundert zurückblicken kann.

Dominique Ott-Despoix

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