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Kultur: Schlingensief wird zur "unerwünschten Person"

Die Festivalstadt Salzburg will dem Berliner Theaterprovokateur Christoph Schlingensief im Bundestagswahlkampf keine Bühne bieten.Auf Druck der Stadt, die mit dem Entzug von Subventionen drohte, wurde Schlingensiefs Theaterprojekt beim Kulturfestival "Szene Salzburg" kurzfristig abgesagt.

Die Festivalstadt Salzburg will dem Berliner Theaterprovokateur Christoph Schlingensief im Bundestagswahlkampf keine Bühne bieten.Auf Druck der Stadt, die mit dem Entzug von Subventionen drohte, wurde Schlingensiefs Theaterprojekt beim Kulturfestival "Szene Salzburg" kurzfristig abgesagt.Theaterleute wie der Intendant der Berliner Volksbühne, Frank Castorf, werteten die Absage als Zensur.Schlingensief vermutet sogar, daß der Bundeskanzler persönlich dahinterstecken könnte.CDU-Sprecher Rolf Kiefer wies dies zurück.Der Kanzler kenne die Aktion nicht und sie interessiere ihn auch nicht.Von Bonn aus habe weder das Kanzleramt noch die CDU-Zentrale eingegriffen, sagte Kiefer.Doch Schlingensief wird auf seine geplante Österreich-Visite nicht verzichten: "Das Bad im Wolfgangsee wird auf jeden Fall stattfinden." Mit seiner am 2.August geplanten Aktion will er ausgerechnet an Bundeskanzler Helmut Kohls Urlaubsort auf das Schicksal von Arbeitslosen aufmerksam machen.Der 34jährige Theaterregisseur hatte angekündigt, mit Mitstreitern seiner Partei "Chance 2000" den Wolfgangsee "zum Überlaufen zu bringen".Auch auf andere Weise wollte er bei "Szene Salzburg" provozieren: Reiche Salzburger, so schlug er vor, sollten Patenschaften für Obdachlose übernehmen und denen den Besuch der Salzburger Festspiele ermöglichen.Schlingensief wittert sogar Bundeskanzler Kohl hinter dem Salzburger Ultimatum gegen das Festival."Von höchster Stelle der CDU aus" sei Druck ausgeübt worden, meint er.Unterdessen formiert sich Unterstützung für Schlingensief.Frank Castorf, Intendant der Berliner Volksbühne, lobte dessen politische Theaterarbeit in Berlin.Mit "Chance 2000" thematisiere Schlingensief die politische und wirtschaftliche Lethargie in der Bundesrepublik und folge damit der Anforderung von Bundespräsident Roman Herzog, daß das Theater wieder politischer werden müsse.Schlingensief selbst nahm es zum Anlaß für grundsätzliche Gedanken über die Österreicher: "Sie sind offenbar leichter entflammbar und erregbar.Sie haben noch irgendetwas zu verteidigen." Tsp

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