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Kultur: Schlösser und Gärten

Ein schöner Abschied. Die Repräsentanten von Staat und Stadt lobend vereint im Schlosstheater im Neuen Palais in Sanssouci.

Ein schöner Abschied. Die Repräsentanten von Staat und Stadt lobend vereint im Schlosstheater im Neuen Palais in Sanssouci. Ein Publikum voller Sympathie. Aber es gibt ja in diesen Tagen der Verabschiedung des Generaldirektors der Schlösser und Gärten-Stiftung Berlin-Brandenburg auch keinen Zweifel an den Verdiensten von Hans-Joachim Giersberg. Die Festredner buchstabieren sie mit den Namen der Schlösser und Gärten, die unter seiner Regie wiederhergestellt wurden. Sie nennen Rheinsberg, die Bildergalerie in Sanssouci, das Marmorpalais und kommen gar nicht zum Ende, weil so vieles genannt werden muss - und mit einem Male wird man gewahr, dass die Rede von einer beispiellosen Erfolgsgeschichte ist.

Das hängt mit den Zeitläuften zusammen. In den vergangenen zehn Jahren ist unter Giersbergs Ägide die Kultur- und Naturlandschaft, mit der Preussen sich im vergangenen Jahrhundert ein Arkadien im Norden baute, wundersam wiederbelebt worden. Giersberg habe die Chance ergriffen, die die Wiedervereinigung bot, sagt der Laudator des Nachmittags, der Kunsthistoriker Thomas Gaehtgens. Aber Giersberg und dieser Festakt stehen auch dafür, dass diese Geschichte nicht erst 1989 angefangen hat. Ein Vierteljahrhundert seiner Arbeit für die preussischen Schlösser und Gärten, elf davon als Präsident, liegen vor der grossen politischen Zäsur. Und vielleicht macht es den heimliche Rang dieser Feier-Stunde aus, dass in der Freude über die Erfolge der letzten Jahre auch die Anerkennung für die Anstrengungen in den Jahrzehnten davor mitklingt, leise, aber unüberhörbar. An Giersberg und seinen Mitstreitern ist auch zu exemplifizieren, was es bedeutet hat, diese Kulturlandschaft bewahrt zu haben - gegen den Verfall, der an den Bauten nagte, gegen die Grenzen, die die geringen Mittel den Restauratoren setzten, auch gegen Unverständnis und manchen Versuch politischer Vereinnahmung. Ohne diese mageren Jahre wären die fetten Erntejahre der Nach-Wende-Zeit kaum möglich gewesen, hätte die Wiederherstellung dieser Kulturlandschaft unter noch schlechteren Bedingungen gestanden. Die siebenunddreissig Berufsjahre, das Lebenswerk, die an diesem Nachmittag gefeiert wurden, schlagen eine Brücke, legen Kontinuität in die Geschichte, deren Verletztheit gerade hier, in Potsdam-Berlin, so spürbar war wie kaum irgendwo sonst. Sucht man nicht immer nach Strängen der Vor-Wende-Geschichte, auf die wir mit Genugtuung blicken können, im Osten wie im Westen? Hier, verkörpert in Hans-Joachim Giersberg und dem Schicksal der preussischen Schlösser und Gärten, wäre einer.

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