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Kultur: Schluss mit Lustig

Vier Wochen Berlin-Biennale: Was läuft schief in der Kunst?

Während die Stiftung Preußischer Kulturbesitz beinahe täglich die neuesten Publikumsrekorde ihrer MoMAAusstellung verkündet, ist es um das andere Kunst-Großereignis in der Stadt leise geworden. War da was? Doch, die 3. Berlin-Biennale (bislang 32000 Besucher). Nachdem eine chaotische Eröffnung die angereisten Besucher zuerst vergrätzte, darauf ein Gewitter negativer Rezensionen über sie hereingebrochen war, scheint sie aus dem Stimmungstief nicht mehr herauszukommen. Dabei gilt sie als derzeit wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst (Etat: 1,7 Millionen Euro), deren nächsten beiden Folgen von der Bundeskulturstiftung mit jeweils 2,5 Millionen Euro gefördert werden.

Zur Halbzeit der Ausstellung werfen wir einen zweiten Blick auf die Biennale, für deren Kuratorin Ute Meta Bauer die Kunst allerdings „diskursiv wie ein Text“ ist. Dass künstlerische Werke Wahrheiten aus sich selber heraus formulieren, dass gerade das die Kunst ausmacht, hat bei ihr kaum noch Bedeutung. Die ausgestellten Werke dienen denn auch meist als Belege politischer Statements. Über den Rang des Dokumentarischen gelangen sie selten hinaus.

So hat sich an der Berlin-Biennale – neben allem Verdruss über die Klischeehaftigkeit und provinzielle Selbstbezogenheit, die sich in der thematischen Fokussierung auf die Entwicklung der Stadt in den letzten 15 Jahren offenbart – vor allem der Ärger über eine seit der vorletzten Documenta dominierende Kunst entzündet, die sich im Dschungel oft platter Theorie verliert. Fast unisono erklärte darauf die Kritik, an solch freudlosen Oberseminaren nicht mehr teilnehmen zu wollen. Die 3. Berlin-Biennale ist symptomatisch für diesen Trend. Man mag sich darüber ärgern, aber sie steht für ein Dilemma. Wer die Krise der Gegenwartskunst besichtigen möchte, findet hier reichlich Anschauungsmaterial. Schon dafür lohnt der Besuch. Vielleicht steht sie sogar für einen Wendepunkt. Mit umso größerer Spannung wird die nächste Biennale und vor allem die kommende Documenta (2007) erwartet.NK

Kunst-Werke, Auguststraße 69, Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstr.7, bis 18. April; Mittwoch bis Montag 10-20 Uhr.

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