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Kultur: Schöner Lärm

Die Junge Deutsche Philharmonie mit Boreyko

Die barfüßige Geigerin Patricia Kopatchinskaja präsentiert sich wie ein Bündel voller Musik. Es ist ihre Körpersprache, die von den Ursprüngen menschlicher Spiele fern unserer Zivilisation zu erzählen scheint, wo alle Darstellungskünste noch zusammenwohnen. Musik ist Aufforderung zum Tanz, zum Sprung. Aber sie leuchtet auch träumerisch zart, wenn Kopatchinskaja mit dem Thema des ersten Violinkonzerts von Prokofjew einsetzt, hohe Register, Kammermusik. Es ist ein Wunder der Musikgeschichte, dass dieses Konzert 1916/17 etwa gleichzeitig mit der „Sinfonie classique“ auf die barbarische „Skythische Suite“ des Komponisten antwortet. Die naturhafte Interpretation der Geigerin hat alles: Wildheit und Naivität, List, Witz, den Takt dazu im nackten Fuß, die Ganzheit der Musik. Und viel Zurückhaltung, flüsternde Figuration im Zusammenspiel mit dem hingebungsvoll begleitenden Orchester.

Die Junge Deutsche Philharmonie ist ein Kollektiv, das nach dem Rotationsprinzip arbeitet. Naturgemäß hat es keinen Eigenklang wie klassisch gewachsene Sinfonieorchester. Aber seine Mitglieder reagieren mit gespannter Aufmerksamkeit. Und der hohe technische Standard trägt in der Philharmonie die Handschrift des Dirigenten Andrey Boreyko, der in Bartóks Suite „Der wunderbare Mandarin“ die Schönheit kontrollierten Lärms entfaltet. Individualität erwächst dem Ensemble aus seinen Soli: die Flöte, die Trompete, die Violine. Daher bietet sich Strawinskys „Chant du rossignol“ an, weil hier die Soloinstrumente dominieren. Die virtuose Orchesterbehandlung realisieren die Musiker mit hellem Klang und Elan. Sybill Mahlke

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