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SCHREIB Waren: Päpstliche Intervention

Steffen Richter fragt sich, wie viel Religion die Politik verträgt

Das ist schon starker Text: Wenn in einem Land die Menschenrechte verletzt werden, erklärte der Papst gerade vor den Vereinten Nationen, dann darf – nein: muss die internationale Gemeinschaft einschreiten. Benedikt XVI. macht sich also zum Fürsprecher humanitärer Interventionen. Sollte er das tun?

„Gott behüte“, ruft Robert Misik, das sei nun wirklich Teufelszeug! Und er erklärt, „warum wir die Religion aus der Politik raushalten müssen“. Wo Religion ist, meint Misik, ein kluger linker Kopf aus Österreich, da ist Eiferertum nicht weit. Gerade heute, da das Auftauchen des fundamentalistischen Islam auch Teile des Christentums unversöhnlicher gemacht habe. Man sehe das etwa in Spanien, wo der Klerus gegen Zapateros Politik (Homo-Ehen!) zu Felde zieht. Oder beim Sturz Romano Prodis, zu dem die italienische Bischofskonferenz ihren Teil beigetragen haben soll. Ein neues „Politchristentum“, das die päpstliche Doktrin – Kampf jedem „Relativismus“! – auf politischer Ebene umsetzt, sei deshalb nicht wünschenswert. Kurz: Die Renaissance der Religionen führe nicht zu mehr Lebenssinn, sondern zu konkurrierenden Fundamentalismen. Einwände gegen diese klaren Thesen können am 28.4. (19 Uhr 30) vorgetragen werden, wenn Misik sein Buch „Gott behüte!“ (Ueberreuter Verlag) im Taz-Café vorstellt (Kochstraße18, Kreuzberg).

Dass Sinnstiftung oft mit Verblendung zu tun hat, kann man auch mit dem Schriftsteller Christoph Peters lernen. Der jedenfalls ist vom Gedanken fasziniert, „dass etwas Geistiges eine derartige Kraft haben kann, dass man dafür sein Leben opfert – und gegebenenfalls auch dafür tötet.“ Wem diese Faszination genauso fremd ist wie mir, dürfte rettungslos dem westlichen Relativismus verfallen sein. Dennoch kann man versuchen, zu verstehen, wie einer zum „Gotteskrieger“ wird am 23.4. (20 Uhr) in der Literaturwerkstatt (Knaackstraße97, Kulturbrauerei, Prenzlauer Berg).

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