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SCHREIB Waren: Als Briefe noch nicht E-Mail hießen

Dass auch die Post als Trösterin des Lebens fungiert, befand Voltaire. Der attestierte ihr, Abwesende in Gegenwärtige verwandeln zu können.

Dass auch die Post als Trösterin des Lebens fungiert, befand Voltaire. Der attestierte ihr, Abwesende in Gegenwärtige verwandeln zu können. Abwesend wird kommende Woche einer sein: der Literaturbetrieb, der sich ab Donnerstag in Leipzig herumtreibt. Vorher und nachher aber geht die Post ab.

So widmet sich am Mittwoch um 19.30 Uhr das Jüdische Museum (Lindenstr. 9 - 14) Briefen, deren Verfasserin post mortem selbst zur Briefmarke wurde, genauer: ein Porträt von ihr. Die Briefmarke war zu Rahel Varnhagens Lebzeiten zwar noch nicht erfunden, Buchmessen aber schon. Häufiger aber traf man sich, in den Salons, um über Literatur zu sprechen. Varnhagens Dachstube wurde zum Mythos. Ebenso wie ihre Salonière, der es gelang Juden und Christen, Adlige und Bürgerliche, Männer und Frauen zu vereinen. Dass wir uns ein Bild von diesen Zirkeln machen können, ist auch einer umfangreichen Briefkorrespondenz zu verdanken, aus der „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ entstand. Daraus lesen wird Corinna Harfouch .

Gast bei Rahel Varnhagen und fleißiger Briefschreiber in einem war Jean Paul. Am Montag, dem Geburtstag des Dichters, wird um 18.30 Uhr in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Jägerstraße 22/23) der vierte Band der historisch-kritischen Ausgabe vorgestellt, der erstmals die Briefe an Jean Paul in Berlin, Meiningen und Coburg versammelt.

Briefe und Comics teilen sie sich ihr Dasein am Rande eines konventionellen Literaturbegriffs. Zudem ist zu vermuten, dass die wenigsten Briefe für öffentliche Augen, die wenigsten Comics für öffentliche Ohren bestimmt waren. Mit der Reihe Bilderfolge stellt sich am Montag um 20.15 Uhr das Maxim Gorki Theater der Herausforderung, aus Bildern und Sprechblasen eine Lesung zu gestalten (Studio, Hinter dem Gießhaus 2).

Thomas Wegmann

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