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SCHREIB Waren: Und hier die aktuellen Trends!

Journalisten suchen gern nach Mustern und Tendenzen der Kulturproduktion, um daraus die Verfasstheit einer Gesellschaft herauszulesen. Was allein die Literaturkritik in den letzten Jahren für Tendenzen entdeckt hat!

Journalisten suchen gern nach Mustern und Tendenzen der Kulturproduktion, um daraus die Verfasstheit einer Gesellschaft herauszulesen. Was allein die Literaturkritik in den letzten Jahren für Tendenzen entdeckt hat! Den Berlin-Mitte-Roman und den Provinz-Roman, den 80erJahre-Westroman und diverse Ausprägungen des Ost-Romans. Eine vielsagende Häufung in den aktuellen Büchern ist dem Literaturkritiker Uwe Wittstock (www.blog.uwe-wittstock.de) aufgefallen.

Innerhalb weniger Monate sind fünf DDR-Familienromane erschienen, in denen die Jungen den Kürzeren ziehen, die Mädchen aber glimpflich davonkommen. In den Büchern von Eugen Ruge, Julia Franck, Angelika Klüssendorf, Marion Brasch und André Kubiczek – überall scheitern oder sterben die Jungen früh. Tja. Was erzählt das über die DDR? Uwe Wittstock ist ehrlich: „Ich habe keinen Schimmer.“ Bei genauerem Vergleich fallen auch mehr die Unterschiede auf.

Während in der Familie Brasch die vom Vater repräsentierte gesellschaftliche Härte mit dem frühen Tod der Söhne zusammenhängen mag, findet ein Generationenkonflikt in dem Roman „Der Genosse, die Prinzessin und ihr lieber Herr Sohn“ von André Kubiczek gar nicht statt. Im Gegenteil, der Erzähler ist mitverantwortlich für den frühen Tod des Bruders. Ohnehin erzählt Kubiczeks bisher umfangreichstes Buch, aus dem er am 12.4. im Buchhändlerkeller liest (20.30 Uhr, Carmerstraße 1), vor allem von der Geschichte seiner Eltern. Sein Vater lernte beim Studium in Moskau eine laotische Prinzessin kennen und entführte sie kurzerhand in einen Potsdamer Plattenbau.

Apropos tote Jungen. In Jan Brandts 80er-Jahre-Westroman „Gegen die Welt“ sterben mindestens drei Halbwüchsige. Drei auf einen Schlag! Wir behalten das im Auge.

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