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Kultur: Schuhe aus!

Naive Kulleraugen, knappes Röckchen unter denen das Höschen hervorblitzt - der Prototyp "Frau" im Manga. Christine Rollar ist in "Manga!

Naive Kulleraugen, knappes Röckchen unter denen das Höschen hervorblitzt - der Prototyp "Frau" im Manga. Christine Rollar ist in "Manga!" die Übererfüllung des Kindchen-Schemas. Als Mimi hüpft sie im Mini-Jeansrock und pinken T-Shirt durch eine eigentlich triviale Geschichte. Girlie nistet sich bei Yuppie (Matthias Hermann) ein, Girlie bringt Yuppie-Leben durcheinander, Yuppie findet Girlie plötzlich doch ganz nett, leider zu spät - Ende. Ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn Regisseur Tobias Rausch und seine Mitstreiter von der Theatertruppe "Lunatiks" haben eine Mission: Die Welt des Mangas auch in Westeuropa salonfähig zu machen. Und da man in Japan, der Heimat des Mangas, im Salon immer die Schuhe auszieht, werden die Zuschauer bereits auf der Einladung gebeten, frische Socken anzuziehen. Sie hocken auf bunten Sitzkissen in der dritten Etage des Neuen Kranzlerecks - und werden zu Voyeuren in einem vermeintlich privaten Ambiente - Big Brother in Fernost. In Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche inszeniert Rausch einen Sumo-Geschlechterkampf zwischen Sushi und Sake, immer etwas zu schrill, etwas zu laut, etwas zu albern. Plötzlich verwandelt sich Helmut in einen Manga-Helden mit Frauenallergie, läuft rot an, die Augen treten hervor, sein Körper vollführt die wildesten Verrenkungen, und das alles nur wegen eines Mädchens aus dem Cyber Space, das mit einer Bohrmaschine die Welt retten will. Absurd? Vielleicht. Aber Manga-Normalität. Und an die muss man sich gewöhnen, will man diesen Abend überstehen. Manga mag man - oder nicht.

Judith Kessler

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