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Viel Zeit für Genuss. Im Lockdown lohnt sich das Bücherlesen wie lange nicht.

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Bücher des Jahres: Wir empfehlen die beste Unterhaltungsliteratur

Für gute Lektüren gibt es so viel Gelegenheit wie lange nicht. Hier sind unsere acht Lieblingsbücher des Jahres aus dem Bereich Unterhaltung.

Thorsten Nagelschmidt: Arbeit

Erzählungen aus der neoliberalen Dienstleistungsmoderne, Berlin-Roman, der etwas andere Nachtleben-Roman (Verlag S. Fischer, Frankfurt/M. 2020. 334 Seiten, 22 €.). Erschienen zum Beginn der Corona-´Krise, sind Nagelschmidts Figuren die Menschen, die plötzlich zu Helden wurden, vom Rettungssani bis zur Spätibetreiberin. Schnell, kompromisslos, gut: No tears for the creatures of the night. (Gerrit Bartels)

Ferdinand von Schirach/Alexander Kluge: Die Herzlichkeit der Vernunft

Ja, diese geistvoll vergnüglichen Unterhaltungen zwischen Kluge und Schirach aus dem Jahr 2017 passen gerade in dieses Jahr (Luchterhand Verlag, München 2017. 192 Seiten, 10 €.) – und viel besser als der wegen Corona nur scheinaktuelle 2020-Nachfolge- Bestseller „Trotzdem“. Hier denkt die Aufklärung mit Gefühl und leuchtet als Hoffnung voraus. (Peter von Becker)

Ivo Andric: Insomnia - Nachtgedanken

Tagebuchnotizen aus schlaflosen Nächten. Konzis formulierte Denkbilder und Miniaturen aus vier Jahrzehnten (Zsolnay, Wien 2020. 192 Seiten, 20 €.), in denen der jugoslawische Nobelpreisträger des Jahres 1961 beobachtet, wie er seine Jugend verliert, aber nichts von seinen nächtlichen Qualen. (Gregor Dotzauer)

Ahmad Mansour: Solidarisch sein! Gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass

Arabischer Israeli, Psychologe, Experte für Extremismus, aktiv gegen Intoleranz und Judenhass: Ahmad Mansour ist all das und schon darum ein Wunder (S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 2020. 128 Seiten, 18 €.). Seine Rezepte für einen wirksamen Impfstoff gegen das Virus der Demokratiefeindlichkeit sind so einleuchtend wie ermutigend. Und notwendig. (Caroline Fetscher)

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Marcel Beyer: Dämonenräumdienst

„Moshammer: Ein Wort wie Baggerblut“, befindet Marcel Beyer und widmet sich dem hinterbliebenen Terrier des ermordeten Modeschöpfers (Suhrkamp Verlag, Berlin 2020 173 Seiten, 23 €). In Gedichten zu exakt je vierzig Verszeilen bannt dieser dunkelrote Band die E- und U-Phänomene der Gegenwart mit der knoblauchgleichen Wirkmacht überraschender, präziser Poesie. (Katrin Hillgruber)

Ulrich Johannes Schneider: Der Finger im Buch

Eselsohren, Einkaufszettel – oder: der Finger als Lesezeichen. Ziemlich lässig sehen die Figuren aus, die auf diesen Gemälden und Stichen ihre Hand ins Buch legen (Piet Meyer Verlag, Bern 2020; 150 Seiten; 28,40 €). Was das bedeutet? Das erklärt Johannes Schneider, Bibliotheksdirektor der Uni Leipzig, so kundig wie amüsant. (Susanne Kippenberger)

Madame Nielsen: Das Monster

Ein Rausch von einem Buch: Zusammen mit Nielsens namenloser Hauptfigur geraten wir in eine komplett veloursverkleidete Parallelwelt, in der sich Nacht für Nacht bizarre Rituale vollziehen, während Andy Warhols Kunstwerke ungeahnte Eigenleben entwickeln (KiWi, Köln 2020, 240 Seiten, 20 €). Ein schillerndes Vexierspiel für alle, die es düster und abgründig mögen. (Anja Kümmel)

Mick Herron: Real Tigers

Slow Horses, lahme Gäule, werden die Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI5 genannt, die in ein heruntergekommenes Bürogebäude abgeschoben wurden. Diesmal bekommt es die Verlierertruppe mit einer Entführung zu tun (Diogenes, Zürich 2020. 473 Seiten, 18 €). Herron ist ein großer Ironiker, spannendere Spionagethriller hat seit John le Carré keiner geschrieben. (Christian Schröder)

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