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Buchcover zu Anthony Horowitz' "Der Fall Moriarty".

© promo

Sherlock-Holmes-Aktualisierung "Der Fall Moriarty": Das neueste Problem

Nach "Das Geheimnise des weißen Bandes" gelingt dem britischen Autor Anthony Horowitz mit "Der Fall Moriarty" die zweite packende Aktualisierung des Detektiv-Mythos um Sherlock Homes.

Die Amerikaner kommen ins viktorianische London – und mit ihnen die Gewalt: Gangster werden samt Dienerschaft massakriert, ein Kind mit einem Fleischermesser huscht durch die Nacht, Scotland Yard wird Ziel von Bombenanschlägen, und die Verdächtigen verschanzen sich unangreifbar hinter Botschaftsmauern. Doch wer sollte auch helfen? Von Sherlock Holmes fehlt jede Spur.

1893 hatte Arthur Conan Doyle die Nase voll von seiner erfolgreichsten Erfindung und servierte den Detektiv kurzerhand ab. In der Geschichte „Das letzte Problem“ stürzte er Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Widersacher Professor Moriarty in die Schweizer Reichenbachfälle. Bereits wenige Jahre später – es ist bekannt – sollte Holmes wieder von den Toten auferstehen. Doch über das, was in der Zeit seiner Abwesenheit geschah, gibt es widersprüchliche Aussagen. Nach Arthur Conan Doyles Tod haben diverse Epigonen „enthüllt“, was ihrer Meinung nach damals nahe Meiringen wirklich geschehen sein soll.

In deren Riege reiht sich nun auch der britische Autor Anthony Horowitz ein, der vor zwei Jahren  mit „Das Geheimnis des weißen Bandes“ den hochgelobten und offiziell 61. Sherlock-Holmes-Fall vorlegte. „Der Fall Moriarty“ beginnt, wo „Das letzte Problem“ endete. Am Totenbett des Verbrechers Moriarty treffen sich der amerikanische Detektiv Frederick Chase und der englische Inspektor Athelney Jones. Bei der Untersuchung der Leiche entdecken sie einen Code, der sie auf die Spur des amerikanischen Kriminellen Clarence Devereux führt, der sich angeschickt hat, Moriartys Erbe anzutreten. Was folgt ist eine brutale Schnitzeljagd durch Londons Herren- und Lagerhäuser – und viel mehr kann und darf man dann auch nicht sagen, ohne die gelungene Pointe dieser Geschichte zu verderben.

Was man sagen kann: Anthony Horowitz ist wie bereits beim Vorläufer die Verquickung von Hommage und Thriller vortrefflich geglückt. Er zitiert nicht nur Stil und Motive von Doyles Geschichten, sondern denkt sie weiter und schafft durch den harten Kontrast von gaslichtbeschienener Beschaulichkeit, moderner Psychologie und drastischer Gewaltdarstellung eine packende Aktualisierung des Holmes-Kosmos. Die distinguierte Gelassenheit, mit der der Sprecher Uve Teschner das in der Hörbuchfassung des Romans interpretiert, unterstreicht das noch.

Anthony Horowitz: Der Fall Moriarty. Aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff. Insel Verlag, Berlin 2014. 341 Seiten, 19,95 €.

Hörbuch gelesen von Uve Teschner. GoyaLit/Jumbo Neue Medien, Hamburg. 4 CDs, rund 275 Minuten, 19,99 €.

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