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Kultur: Sind wir bald da?

PANORAMA Verregnete Ferien: „Tanta Agua“.

Wassermassen ergießen sich aus fetten, grauschwarzen Wolken auf die Autobahn, über die der Physiotherapeut Alberto mit seinen beiden Kindern in die Ferien fährt. Als sie in der kargen Bungalowanlage ankommen, schüttet es immer noch, und die drei richten sich in ihrem winzigen Häuschen ein: Die 14-jährige Lucía, alters- und anlassgemäß schlecht gelaunt, ihr kleiner, völlig teilnahmsloser Bruder Federico und ihr überforderter Vater beziehen Betten und kauen lustlos auf dem Proviant herum, den die Mutter den Kindern mitgegeben hat. Albertos angestrengte Bemühungen, die Kinder zu unterhalten, versanden. Lucía lebt erst auf, als sie den hübschen Santiago kennenlernt. Und während Fedé vor dem Fernseher sitzt, baggert sein Vater die Rezeptionistin an.

Wie Alberto sich doch noch als guter Vater beweist und die drei zusammenfinden, das erzählt dieses stimmungsvolle Spielfilmdebüt aus Uruguay, das die Schmerzen des Erwachsenwerdens schildert und zugleich eine sorgfältige Milieustudie ist: In der vom sozialen Abstieg bedrohten unteren Mittelschicht ist ein Urlaub in der erschreckend tristen Anlage das Äußerste an Luxus, was man sich noch leisten kann – umso schlimmer, wenn er buchstäblich ins Wasser fällt. So muss, wenn das programmatische Glücksversprechen nicht eingelöst wird, jeder nach seinem eigenen Glück suchen. Und das liegt möglicherweise ganz nah. Daniela Sannwald

12.2., 20.15 Uhr (Cinestar 3), 13.2., 22.30 Uhr (Cubix), 15.2., 17.45 Uhr (Cinestar 3)

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