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Kultur: Smoking im Swimmingpool

Wenn vom westdeutschen Kino der sechziger Jahre die Rede ist, dann geht es immer auch um den Gegensatz zwischen Opas Kino in seinen letzten Zügen und dem aufstrebenden jungen Film. Auf der einen Seite Karl May und Edgar Wallace, publikumswirksam und formal routiniert, auf der anderen Seite Jean-Marie Straub und Alexander Kluge, die keine großen Säle füllen konnten, dafür aber festivaltauglich waren.

Wenn vom westdeutschen Kino der sechziger Jahre die Rede ist, dann geht es immer auch um den Gegensatz zwischen Opas Kino in seinen letzten Zügen und dem aufstrebenden jungen Film. Auf der einen Seite Karl May und Edgar Wallace, publikumswirksam und formal routiniert, auf der anderen Seite Jean-Marie Straub und Alexander Kluge, die keine großen Säle füllen konnten, dafür aber festivaltauglich waren. Hier der Kommerz, da die Kunst - muss solch ein Gegensatz bestehen?

Muss er nicht. Ein paar junge Regisseure haben diesen Gegensatz zu überwinden versucht, leider ohne großes Durchhaltevermögen. Michael Pfleghar war einer von ihnen. Heute kennt man ihn nur noch als "Klimbim"-Regisseur; für Schlagzeilen sorgten seine Ehe mit Wencke Myhre und sein Selbstmord im Jahr 1991. Dass er 1964 ein vielversprechendes Debüt als Filmregisseur gegeben hat, geriet in Vergessenheit. "Die Tote von Beverly Hills" ist eine Kriminalkomödie, zu der Curt Goetz die Vorlage lieferte.

In einem Waldstück bei Hollywood wird eine Frauenleiche gefunden. Anhand ihres Tagebuchs rekonstruiert der Schriftsteller Curt Gerst (Klausjürgen Wussow) das abenteuerliche Leben der Toten. Für Pfleghar ist der Aufstieg und Fall der schönen Lu (Heidelinde Weis) ein Anlass, die gelangweilte High Society und ihre absurden Rituale zu karikieren. Man reitet zu einer Cocktailparty durch die Wüste, steigt mit Abendgarderobe in den Pool und trinkt Champagner aus Pappbechern.

Der Film ist ein Fest fürs Auge und sieht trotz des geringen Budgets (1,2 Millionen Mark) teuer aus: Dem cleveren Produzenten Hansjürgen Pohland war es gelungen, hinter dem Rücken der US-Gewerkschaften Dreharbeiten an erlesenen Schauplätzen zu arrangieren. Mit dem Sprachwitz hapert es allerdings manchmal. Ein Satz wie "Das ist gar nicht so wenig klug" produziert keine Lacher, auch wenn Wolfgang Neuss ihn ausspricht. Von den 110 Minuten hätte man eine Viertelstunde kürzen können. Aber der Film ist von Anfang bis Ende elegant und charmant, mit dezenten Farbspielen in EastmanColor. Heidelinde Weis hätte hierdurch ein Weltstar werden müssen. Und die Kessler-Zwillinge haben einen hinreißenden Auftritt, den man leider nicht genauer beschreiben kann, ohne die Auflösung des Kriminalfalls zu verraten.

F. N.

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