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Kultur: Spiel ohne Grenzen

Potsdamer Platz, morgens um neun. Großstadtgeräusche, Baustellenlärm und über uns die Info-Box.

Potsdamer Platz, morgens um neun. Großstadtgeräusche, Baustellenlärm und über uns die Info-Box. Zwischen dem Gestänge, im knirschenden Kies, eine fröhliche junge Frau, die Baulatten verteilt. Aber die Künstlerin bleibt nicht lange ungestört. Zwei Vertreter der "AG Info-Box" machen unmißverständlich klar, wer hier das Sagen hat. Also pflanzt Birgit Ramsauer ihre Holzlatten fünf Meter weiter mitten auf den Gehweg. In zwei Formationen wie Domino-Steine. Prompt pustet der Wind ein paar davon um. Das Geräusch paßt zur Baustelle Berlin, aus der sich die Künstlerin ihr Material besorgt: Sachen, die überall herumliegen. In New York begonnen, führte Ramsauers Projektreihe via Moskau und Marseille nach Berlin. Entlang der ehemaligen Mauer hat sie die Trennlinien zwischen Ost und West wieder sichtbar gemacht. Ihre Installationen zeigen auch, wie sich das neue Berlin buchstäblich unter unseren Händen verändert. Die Baulatten am Potsdamer Platz sind auf die ehemaligen Zentren Zoo (West) und Mitte (Ost) ausgerichtet und mit Polaroids beklebt. Sie zeigen Hinweisschilder ins Berliner Zentrum aus Ost- beziehungsweise Westperspektive. Das ist, auch wenn die Fotos keinen künstlerischen Wert haben, eine tolle Idee. Dennoch ist die Info-Box-Aktion bei weitem nicht so ausgereift wie etwa Ramsauers Installation in der Bernauer Straße. Dort hatte sie Mauersteine, Plattenspieler und andere gefundene Gegenstände über die Grenze hinweg mit Garn verwoben. Vielversprechend klingt auch die Ankündigung der Installation im ehemaligen DDR-Grenzwachturm in Treptow. Dort sind dann Fotos der bisherigen Aktionen zu sehen (28. Juli, 17-22 Uhr, Museum der Verbotenen Kunst, Im Schlesischen Busch / Puschkinallee. Zugangscode: 203).

SONJA BONIN

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