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SPIEL Sachen: Aufstand im Altenheim

Manchmal haben revolutionäre Aktionen ziemlich gegenständliche Gründe. Christine Wahl über umstürzlerisches Potenzial im Berliner Südwesten.

Die frisch in ein hiesiges Altenheim gezogene Schauspielerin Wilma Abendstern inszeniert nur deshalb mit ihren neuen Mitbewohnerinnen Peter Weiss’ „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“, um ihren letzten Lover nach Berlin zu locken: den Intendanten eines Provinztheaters. Natürlich fördert die Kreativarbeit – wie schon der Dramentitel Die letzte Probe – Ein Stück Revolution im Altenheim vermuten lässt – vor Ort einiges umstürzlerisches Potenzial zu Tage. Bei diesem Stück, das der Regisseur Jean-Paul Raths heute sowie am 6. und 7.2. um 20 Uhr im Kleinen Theater am Südwestkorso zeigt, handelt es sich um ein Frühwerk des Dokumentarfilmers Andres Veiel.

Den Hang zu solidem (theater-)revolutionären Aktionismus darf allerdings nicht nur Wilma A., sondern auch die Chefin der kleinen Friedenauer 99-Plätze-Bühne, Karin Bares, für sich in Anspruch nehmen. Als sie die Leitung 2006 übernahm, war der Beschluss, dem Haus die Fördermittel komplett zu streichen, gerade mit Ach und Krach abgewendet worden. Bares – Absolventin des Gießener Instituts für Angewandte Theaterwissenschaften – wirtschaftet seither mit 200 000 Euro und hat der Bühne ein neues Profil verpasst: Neben der kultverdächtigen Beschäftigung mit legendären Biografien – etwa der von Johnny Cash - hat man sich hier auf gegenwartsdramatische Berliner Erstaufführungen spezialisiert.

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