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Kultur: Spiel, Spaß und Spannung

Man kann Hans Meyer bejubeln. (Na, das war ja eine lustige Saison, liebe Hertha!

Man kann Hans Meyer bejubeln. (Na, das war ja eine lustige Saison, liebe Hertha!) Man kann Max ehren (Gut gesungen, Mutzke!), auch Mandela in Südafrika, aber was ist mit den Helden, die eher vom Rande her in die Öffentlichkeit stoßen? Im Mai vor 17 Jahren kreiste über dem Roten Platz ein kleines Flugzeug und landete einfach mal vor dem Lenin-Mausoleum. Matthias Rust wurde bestaunt, sensationslüstern porträtiert – und ins Arbeitslager geschickt. Niemand hätte gedacht, dass man mitten im Kalten Krieg ein System auf so verblüffende Weise knacken kann, und niemand hätte geglaubt, dass so etwas Ähnliches noch einmal, zum Beispiel in Amerika, passieren könnte.

Nun gibt es einen neuen Rust. Irgendwo in Niedersachsen hat ein 18-Jähriger die Welt drei Tage in die Knie gezwungen mit „Sasser“, dem Wurm, der Microsoft knackte und damit die halbe Welt. Es wird sein wie bei Matthias R.: Mit staunender Lust werden sie sich auf Sven J. werfen, dann kommt die Haft, das Vergessen.

Das Sowjet-System war ein Spiel, und man weiß aus der Bits-und-Bytes-Szene, dass es dort um Fun, Game & Fame geht. Der verspielte Kreml-Pilot hat, was undenkbar schien, vorweggenommen.Vom Fall des Wurmautors her betrachtet: Wie werden wir in zehn Jahren leben? Was, wenn wir immer online leben müssen, damit das Essen kommt, das Geld, der Krankenwagen, die Liebe und die Flugzeuge am Himmel und die Herzen am Schlagen bleiben? Vielleicht wäre es gut, sich Gedanken zu machen, auf was uns der Spielwurm da hingewiesen hat.

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