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SPIEL Sachen: Theater nach Plan

Am Beginn jeder neuen Theatersaison steht ein ganz besonderes literarisches Genre: die Intendantenprosa. Sie schmückt die Auftaktseiten der Spielzeithefte, in denen die Bühnen ihre Vorhaben ankündigen.

Am Beginn jeder neuen Theatersaison steht ein ganz besonderes literarisches Genre: die Intendantenprosa. Sie schmückt die Auftaktseiten der Spielzeithefte, in denen die Bühnen ihre Vorhaben ankündigen. Ein Hang zur jovialen Weltbetrachtung hat dabei durchaus Tradition. „Verehrtes Publikum, Lieben ist ein starkes Gefühl“, klärt etwa das Landestheater Neuss mit großer Geste seine Zuschauer auf. „Es kann Berge versetzen, Paläste stürzen, Menschen erheben und erniedrigen.“ Noch eine Nummer größer hat es das Theater Rudolstadt: „Das Jahr 2012 steht unter apokalyptischen Vorzeichen. Der Maya-Kalender endet, und auch die Finanzierung der Thüringer Theater und Orchester ist bislang ungeklärt.“ Das Theater Heilbronn glänzt indes mit Integrationskraft auf allen Ebenen: „In unseren Theaterabenden ist der Versager nicht weniger wert als der Gewinner, denn er hat es versucht.“

Bei so viel Einladung und Bekenntnis wird dem Theaterwutbürger gleich ganz warm ums Herz. Und das Allerbeste: Er muss noch nicht mal weg aus Berlin, um die beschworene Fülle des deutschen Stadt- und Staatstheaters genießen zu dürfen. Denn Georg Scharegg, Anne Verena Freybott und Heike Pelchen legen ihr vor einigen Jahren am Theaterdiscounter entwickeltes Format „Spielplan Deutschland“ nicht nur neu auf, sondern haben es sogar ausdifferenziert: 113 Theater-Spielzeithefte von Aachen bis Zittau hat das Trio gesichtet, die insgesamt 1226 Premieren nach Autoren und Häufigkeit gescannt, an Eröffnungsparties teilgenommen und alles in statistischer Kleinstarbeit aufgedröselt. Der Gewinner der kommenden Saison heißt: „Faust“. Elf Neuinszenierungen brechen landesweit über uns herein. Der Theaterdiscounter bietet mit „Spielplan Deutschland“ (28.-30.10.) einen lustigen Gesamtüberblick über das heraufdämmernde Bühnengeschehen, sowohl in szenischen Vorschauen als auch in Kurzversionen der Inszenierungen, die an diesem Abend parallel in Hamburg, Heidelberg oder am benachbarten DT laufen. Wer so lange nicht warten will, sei auf die frisch eingerichtete Website www.spielplandeutschland.de verwiesen. Dort hat das Trio seine Recherchen umfänglich dokumentiert und Statistiken, Intendantenprosa oder Spielpläne online gestellt. Es lohnt sich!

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