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Kultur: Spitz auf Knopf

Vermutlich ist letztlich Joseph Haydn schuld, dass Simon Rattle Chef der Berliner Philharmoniker geworden ist. Denn damals, als es im Juni 1999 Spitz auf Knopf stand und die Musiker zwischen Sir Simon und Daniel Barenboim wählen sollten, konnte Rattle mit einem springlebendigen Haydn-Programm die entscheidenden Punkte sammeln.

Vermutlich ist letztlich Joseph Haydn schuld, dass Simon Rattle Chef der Berliner Philharmoniker geworden ist. Denn damals, als es im Juni 1999 Spitz auf Knopf stand und die Musiker zwischen Sir Simon und Daniel Barenboim wählen sollten, konnte Rattle mit einem springlebendigen Haydn-Programm die entscheidenden Punkte sammeln. Mit diesem Mann an der Spitze, begriff damals auch die Presse, würde es den Philharmonikern möglich sein, die gefährdete Kompetenz für die Sinfonik der Wiener Klassiker wieder zu sichern und den Originalklang-Ensembles Paroli zu bieten. Hier war einer, der sich mit den Anregungen von Harnoncourt und Co. auseinandergesetzt hatte und der in der Lage war, eine überzeugende Synthese aus Alt und Neu zu finden. In den letzten fünf Jahren haben die Philharmoniker gezeigt, dass sie die Mühe nicht scheuen, sich diesen historisch bewussten Musizierstil zu erarbeiten und ihn auch auf Beethoven und Brahms anzuwenden.

Man darf es insofern durchaus als nachgeholten Dank auffassen, wenn Rattle nun, nach fünf Jahren an der Philharmoniker-Spitze, dem Werk Joseph Haydn s einen Programmschwerpunkt widmet. Drei der Februar-Programme sind exklusiv dem Begründer der klassischen Sinfonik gewidmet, dazu gibt es am 14. in der Philharmonie auch noch ein öffentliches Symposion in Zusammenarbeit mit dem Kölner Haydn-Institut. Besonders verdienstvoll ist, dass Rattle sich nicht die beiden großen „Pariser“ und „Londoner“ Zyklen vorgeknöpft hat, sondern die fünf dazwischen entstandenen, die von den Orchestern gerne links liegen gelassen werden. Vor diesen beiden Programmen am 8.–10. und am 14.–16. Februar beginnt die Reihe jedoch am Freitag sinnigerweise mit der Schöpfung (auch Samstag und Sonntag).

Quasi als Appetizer liefern einige Philharmoniker am Mittwoch im Kammermusiksaal übrigens die wohl berühmteste aller Haydn-Sinfonien, die Nr. 94 „mit dem Paukenschlag“. Auf den berühmten Paukenschlag im langsamen Satz muss man bei dieser Version allerdings verzichten, denn auf dem Programm dieses bunten Kammermusikabends steht nicht das Haydn’sche Original, sondern die reizvolle Bearbeitung für Flöte, Streichquartett und Klavier, die Haydns Londoner Konzertagent Johann Peter Salomon für ambitionierte Hausmusiker erstellte.

Jörg Königsdorf

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