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Kultur: Spring, schöner Faun

KUNST

Pablo Picasso gehört zu jenen Personen der Zeitgeschichte, die nicht mehr als sie selbst wahrgenommen werden. Er gilt als Sinnbild für den schöpferischen Genius. Ausstellungen und Biografien entrücken den spanischen Künstler nicht selten ins Überirdische. Auch „Picasso und die Mythen“ (bis 16. März, Katalog 19,80 Euro) könnte ein neuerlicher Versuch sein, nicht das Werk, sondern die Person ins Blickfeld zu stellen. Doch das Kuratorenteam des neu eröffneten Bucerius Kunst Forums am Hamburger Rathausmarkt will enthüllen, was den Künstler inspirierte. So tummeln sich im wunderschön restaurierten Mosaikraum Minotauren, Faune, Nymphen und antike Krieger aus der Hand Picassos, die auf die Quellen des Künstlers verweisen. Die iberische Antike, afrikanische Skulptur und natürlich die griechischen Mythen dürften ihn animiert haben.

Leider ist die Argumentation nicht durchgehend schlüssig, die Anordnung der 130 Werke bisweilen unstrukturiert. Die vielen Akte und Frauenporträts sind nur schwer mit dem Ausstellungstitel in Einklang zu bringen. Deshalb braucht es gedankliche Kapriolen, um zu verstehen, dass Picasso an den Mythen der Zivilisation vermutlich nicht nur motivisch interessiert war. Es ist vielmehr die dem Mythos innewohnende Eigenart, das Alltägliche in das Typische zu überführen. Aus der Geliebten Dora Maar wird die Weinende, der klassische Akt mutiert zum kubistisch zertrümmerten Körper.

Das Mythische wird im Bucerius Kunst Forum auch in Zukunft eine Rolle spielen. Das von der Zeit-Stiftung gegründete Haus widmet sich demnächst „Lucas Cranach. Zwischen Mythologie und Moderne“ und dem Paris-Urteil in der etruskischen Kunst.

Burcu Dogramaci

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