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Kultur: Stadt als Kulisse

ARCHITEKTUR

Architekten bauen nicht nur Häuser. Mit ihren Bauten erzeugen sie zugleich Bilder. Bilder, die auf den Bühnen der Städte und Landschaften gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedürfnisse erfüllen sollen. Diesen Bildern, ihrer Entstehung und ihrer Verfügbarkeit spürt der Berliner Architektursoziologe Werner Sewing in seiner Aufsatzsammlung „Bild regie Architektur zwischen Retrodesign und Eventkultur“ nach (Bauwelt Fundamente 126, Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 2004, 207 S., 24,50 €).

Mit seinen Essays wirft Sewing kritische Blicke auf das Baugeschehen in Berlin und andernorts. Etwa auf die vermeintlichen Satteldachidyllen des amerikanischen New Urbanism und die urbanitätsfeindlichen gated communities, die nach Sewings Einschätzung längst auch in Europa Einzug gehalten haben. Mit Blick auf die Entwicklung des letzten Jahrzehnts konstatiert er die „Verharmlosung und Infantilisierung städtischer Kulissenräume.“ Nicht zuletzt deshalb ist Berlin ein Thema für ihn: Pointiert zeichnet er jene Gemengelage nach, die in den Neunzigerjahren zur Genese des „Steinernen Berlin" führte. Angesichts der aktuellen Rekonstruktionsdebatten von Braunschweig bis Frankfurt erscheint die Berliner Entwicklung als Experimentierfeld für neokonservative Stadtentwicklung und ihre Architekturbilder, die durch die „Definitionsmacht der Großinvestoren“ gegenüber einer schwachen Politik gekennzeichnet ist.

Jürgen Tietz

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