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Kultur: Stammbuch für Kritiker

ARCHITEKTUR

In Sachen Architektur und Kritik ist Manfred Sack in Deutschland eine Instanz. Ebenso wohl formuliert wie präzise sind seine Beiträge, die er jahrzehntelang als Redakteur für die Hamburger Wochenzeitschrift „Die Zeit“ verfasst hat. Stets hat er dabei seinen Lesern nicht bloß ein Haus präsentiert, sondern einen Kosmos aus gebauter und reflektierter Umwelt eröffnet. Und da die Lektüre seiner Texte stets aufs Neue bereichert, ist es ein besonderes Lesevergnügen, seine gesammelten Essays, Vorträge und Artikel der letzten Jahre nun als Buch zur Hand nehmen zu können (Manfred Sack, Verlockungen der Architektur. Quart Verlag Luzern, 352 Seiten 31 Euro).

Ob Landschaftsarchitektur, Denkmalpflege oder neues Bauen: Sack ist mit allem gleichermaßen vertraut. Dabei versteht er es, dank seiner eigenen Neugier auch für den Leser stets unerwartete Blickwinkel zu eröffnen. Etwa wenn er sich in Peter Zumthors Art des Entwerfens einfühlt, der „Dramaturgie der Räume in der Stadt“ nachspürt oder seine Leser ganz einfach mit auf eine Reise nimmt, um für sie „Graubündens strenge Schönheit“ lebendig werden zu lassen. Mit jedem der 20 Texte des Buches, löst Sack aufs Schönste den hohen Anspruch ein, den er an die eigene Arbeit stellt – und den sich Architekturkritiker ins Stammbuch schreiben sollten: Jeder Artikel sollte so geschrieben sein, „dass die so genannten Laien unter den Lesern alles verstehen, obendrein vielleicht etwas lernen – und dass die so genannten Experten sich bei der Lektüre nicht langweilen, sondern die Botschaft für neu, jedenfalls für lesenswert halten.“

Jürgen Tietz

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