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Kultur: Start auf freier Strecke

Deutscher Filmpreis: die Nominierungen.

Zu den schönen, wenngleich bedrohten Traditionen von Pressekonferenzen gehört es, dass bei ihnen nicht applaudiert wird. Schließlich sind Journalisten keine Claque. Am Freitag aber im Friedrichstadt-Palast, anlässlich der Nominierungen zum Deutschen Filmpreis, wurde sogar zur Akklamation aufgefordert – und bitte schön immer nach der Vorstellung der jeweiligen Kategorien. Sonst, scherzte der Moderator, fänden sich die auf der Drehbühne postierten Journalisten – schwupps! – im darunterliegenden berühmten Wasserbecken wieder.

Zu den schönen Traditionen von Pressekonferenzen gehört es freilich auch, dass Journalisten Fragen stellen. Nach der eher schmucklosen Verlesung von Namen in insgesamt 15 Preiskategorien durch Kulturstaatsminister Neumann sowie Offizielle der Deutschen Filmakademie allerdings blieben Fragen aus. Was womöglich an der noch scherzhafteren Bemerkung des Moderators lag, die Frage „Noch Fragen?“ erinnere ihn heftig an seine Schulzeit. Oder auch daran, dass die Anwesenden sich bereits beim Applaus verausgabt hatten.

Die Fakten: Zur Deutschen Filmpreis-Gala, bei der am 27. April im nämlichen Friedrichstadt-Palast 2,955 Millionen Euro aus dem Haushalt des Kulturstaatsministers vergeben werden, gehen mit Christian Petzolds DDR-Drama „Barbara“ (acht Nominierungen), Andreas Dresens Krebsdrama „Halt auf freier Strecke“ und Roland Emmerichs Shakespeare-Drama „Anonymous“ (je sieben) gleich drei Favoriten ins Kopf-an-KopfRennen. Nachträgliche Frage: Roland Emmerichs „Anonymous“ – hier und nicht in Hollywood? Ganz recht, sagt dazu die Filmakademie: Deutsch sind Regisseur, Hauptproduzent und Löwenanteil der Finanzierung. Womit die Kernkriterien für die Zulassung erfüllt seien.

Ebenfalls als beste Spielfilme nominiert und bereits zur Nominierung mit je 250 000 Euro belohnt: Tim Fehlbaums Science-Fiction-Thriller „Hell“ (sechs Nominierungen), David Wnendts Neonazi-Drama „Kriegerin“ (drei) und Christian Züberts Multikulti-Tragikomödie „Dreiviertelmond“ (eine). Spannend dürfte das Finish um Gold, Silber und Bronze allenfalls werden, wenn etwa „Kriegerin“ noch an „Anonymus“ und „Hell“ vorbeizieht, den in den technischen Kategorien starken Kandidaten.

Sonst Überraschungen bei der kurzen Zeremonie, deren Eventcharakter kaum über den Versand eines Links zur Website deutsche-filmakademie.de hinausging? Nina Hoss, die Überschauspielerin, musste sich Sandra Hüller („Über uns das All“), Steffi Kühnert („Halt auf freier Strecke“) und Alina Levshin („Kriegerin“) geschlagen geben. Da zog sogar Hauptrollen-Nominierungsvorleser Ulrich Matthes – ziemlich aufregend – die Augenbrauen hoch. Jan Schulz-Ojala

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