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Kultur: Stimmen zu Millers Tod

Die amerikanische Theaterwelt verliert mit Arthur Miller nicht nur einen Jahrhundertdramatiker, sondern auch einen als Mensch hochgeschätzten Kollegen. Der Schauspieler Brian Dennehey erklärte der „New York Times“: „Er war ein ganzer Planet, und davon gibt es nicht viele.

Die amerikanische Theaterwelt verliert mit Arthur Miller nicht nur einen Jahrhundertdramatiker, sondern auch einen als Mensch hochgeschätzten Kollegen. Der Schauspieler Brian Dennehey erklärte der „New York Times“: „Er war ein ganzer Planet, und davon gibt es nicht viele. Sein Tod wirkt sich aus auf die Schwerkraft von unser aller Existenz.“ Für den Dramatiker John Guare wirkt Miller als Vorbild nach, weil er das Theater und dessen moralischen Anspruch über das HollywoodKino stellte: „Er war immer in der ersten Reihe: politisch wie sexuell.“ Der Dramatiker Tony Kushner erklärte: „Als politische Figur war er ein Progressiver, aber nie ein Doktrinär. Einfachheit, Bescheidenheit und Anstand gehörten zu seinem Werk.“ Der BBC sagte Millers britischer Kollege Harold Pinter : „Seine Theaterstücke gehören zu den besten des 20. Jahrhunderts.“ Und Tschechiens Ex- Staatspräsident Vaclav Havel teilte mit: „Ich habe Arthur Miller sehr geschätzt. Sein Tod ist ein großer Verlust für die Weltliteratur.“ Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki würdigte Miller als Dramatiker, „für den die ganze Welt eine Bühne war“. Zu Millers Ehe mit Marilyn Monroe erklärte er: „Noch nie hatte Amerika ein Paar gekannt, das auf so repräsentative Weise Sinnlichkeit und Moral veranschaulichte.“

In den internationalen Feuilletons wird Miller als Gigant gewürdigt. „Le Figaro“ (Paris) charakterisiert ihn als „Agitator des Gewissens“. „Scharfsichtig, ohne je verzweifelt zu sein, und mit seinem Glauben, dass man das Individuum vervollkommnen kann, war er im Grunde ein Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts.“ „El País“ (Madrid) schreibt: „Millers Werke haben die Welt des Theaters revolutioniert, weil er jenen eine Stimme gab, die keine hatten. Er erzählte die verborgene Geschichte der USA, jene, die nichts mit dem amerikanischen Traum gemein hat.“ „La Stampa“ (Turin) bedauert: „Mit Arthur Miller geht der letzte der amerikanischen Giganten, die uns in Träume versetzen konnten – Menschen wie Abraham Lincoln, Gary Cooper, Gregory Peck – hoch gewachsene Männer, stark, schweigsam, asketisch, aufrichtig.“

Miller hat bis kurz vor seinem Tod geschrieben. Die „South-West Review“ der Southern Methodist University in Dallas (Texas) kündigte die Veröffentlichung seiner möglicherweise letzten Kurzgeschichte „The Turpentine Still“ an. Im Mittelpunkt steht ein Mann, der auf Haiti die Bekanntschaft eines kurz vor dem Tod stehenden Auswanderers macht und dadurch veranlasst wird, auf sein eigenes Leben zurückzublicken. Von Millers Auseinandersetzung mit dem Tod zeugt auch eine Kurzgeschichte in der Februar-Ausgabe von „Harper’s“. In „Beavers“ geht es um einen Mann, der sich durch das Nachdenken über die Jagd auf Biber seiner eigenen Sterblichkeit bewusst wird. Tsp

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