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Kultur: Stolpe möchte den Bund in die finanzielle Pflicht nehmen

Ministerpräsident Manfred Stolpe hat den Beschluss seines Kabinetts verteidigt, die weitere Beteiligung des Landes an den berlin-brandenburgischen Akademien der Künste und der Wissenschaften zu überprüfen. Nach Informationen des Tagesspiegel strebt Brandenburg eine völlig neue finanzielle Konstruktion für beide Hauptstadt-Akademien an: Aufgrund ihrer nationalen, europäischen und internationalen Bedeutung soll der Bund finanzielle Verantwortung übernehmen.

Ministerpräsident Manfred Stolpe hat den Beschluss seines Kabinetts verteidigt, die weitere Beteiligung des Landes an den berlin-brandenburgischen Akademien der Künste und der Wissenschaften zu überprüfen. Nach Informationen des Tagesspiegel strebt Brandenburg eine völlig neue finanzielle Konstruktion für beide Hauptstadt-Akademien an: Aufgrund ihrer nationalen, europäischen und internationalen Bedeutung soll der Bund finanzielle Verantwortung übernehmen. Dem Vernehmen nach will Stolpe darüber Gespräche mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Berlins Regierendem Eberhard Diepgen führen.

Eine Bestätigung der Staatskanzlei war gestern nicht zu erhalten. Der ehemalige Kultur- und jetzige Bildungsminister Steffen Reiche sagte: "Beide Akademien spielen nicht in der regionalen, sondern in der europäischen und internationalen Liga. Ein armes Land wie Brandenburg ist mit der Finanzierung überfordert." Deshalb sollte der Bund über eine Beteiligung nachdenken.

Der Tagesspiegel hatte über einen "Prüfauftrag" des Kabinetts berichtet und aus internen Papieren des Finanzministeriums zitiert. Darin wird unter anderem eine Kosten/Nutzen-Analyse gefordert. Stolpe rechtfertigte das Vorgehen seiner Regierung: Im Rahmen der Haushaltseinsparungen sei eine Prüfliste mit mehr als 100 Punkten aufgestellt worden. Darunter seien neben der Kindergarten- und Forststruktur auch die der beiden Akademien. Eine Prüfung sei zwingend. "Mir sitzt noch der Schock in den Gliedern, dass kürzlich allen Ernstes erwogen worden ist, aus dem Namen der gemeinsamen Wissenschaftsakademie den Namen Brandenburg zu streichen und sie in Akademie der Wissenschaft Berlin umzubenennen", sagte Stolpe.

Er bekräftigte damit die Kritik von Hackel, dass beide Akademien Brandenburg nicht genügend im Blick hätten. Bei einem Empfang im Schloss Bellevue der Akademie der Künste am 13. April war Brandenburg in den offiziellen Ansprachen als Trägerland mit keinem Wort erwähnt worden. Dies hatte bei Hackel, der grundsätzlich für eine Fortsetzung der Beteiligung Brandenburgs an den Akademien plädiert, zu einer erheblichen Verstimmung geführt. Reiche sprach sich gegen solche Aufrechnerei aus, auch wenn es richtig sei, "dass zu wenig - gemessen am Brandenburger Beitrag - in Brandenburg ankommt". Es gehe aus seiner Sicht um ein grundsätzliches Problem, nämlich um die Verantwortung des Bundes nach dem Umzug der Regierung und des Bundestages für die beiden Hauptstadt-Akademien, die schon jetzt die bedeutendsten in Deutschland seien. Mit Zuschüssen in Höhe von fast sechs Millionen Mark im Jahr sei ein so armes Land wie Brandenburg, das überall Abstriche an Ausgaben vornehmen müsse, ganz einfach überfordert.

Die Berliner Akademie der Künste will ihr Engagement im Land Brandenburg fortsetzen. Von der Akademie sei seit 1993, dem Zeitpunkt des Staatsvertrages über die Gründung der gemeinsamen Akademie, ein Netzwerk von Kooperationspartnern im Land Brandenburg aufgebaut und ein eindrucksvolles Programm realisiert worden, betonte die Akademie am Freitag in einer Presseerklärung. Sie reagierte damit auf die Erwägung der Brandenburgischen Landesregierung, aus der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste und Wissenschaften auszusteigen.

Die Akademie der Künste Berlin-Brandenburg wird mit jährlich 14,6 Millionen Mark vom Land Berlin und zwei Millionen Mark vom Land Brandenburg getragen. Die Akademie sei besonders stolz darauf, dass es ihr immer wieder gelungen sei, bedeutende Künstler nach Brandenburg zu bringen, betonte die Akademie. Erst vor zwei Monaten sei bei Gesprächen zwischen Brandenburgs Kulturminister Wolfgang Hackel sowie Mitgliedern des Kulturausschusses im Brandenburgischen Landtag sowie Akademiepräsident György Konrad die Zusammenarbeit für die nächsten Jahre besprochen worden.

Im nächsten halben Jahr seien unter anderem Lesungen mit Volker Braun, Kerstin Hensel, Wolfgang Hilbig, Inge Jens und Walter Jens geplant. Hinzu kommen Tage der Akademie in Wiepersdorf und Prenzlau und ein Literaturfest im Brecht-Weigel-Haus in Buckow.

Michael Mara

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