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Kultur: Suggestive Kräfte

entdeckt die Brunnenstraße als neue Galerienmeile Als Ort der Kunst war die Brunnenstraße bisher nur lose im allgemeinen Bewusstsein verankert. Das könnte sich jetzt ändern, denn mittlerweile gibt es dort einige interessante Ausstellungsräume mit viel versprechendem Programm.

entdeckt die Brunnenstraße als neue Galerienmeile Als Ort der Kunst war die Brunnenstraße bisher nur lose im allgemeinen Bewusstsein verankert. Das könnte sich jetzt ändern, denn mittlerweile gibt es dort einige interessante Ausstellungsräume mit viel versprechendem Programm. Jüngster Neuzugang ist die Galerie Klara Wallners. Die früher als freie Kuratorin hervorgetretene Kennerin der aktuellen Szene hat den Start ins Unternehmertum gewagt – und man darf behaupten, dass der Anfang ermutigend war, zumindest was den Andrang bei der Vernissage betrifft. Zeitweilig ging nichts mehr. Wallners erste Ausstellung bestreitet die 1975 in Los Angeles geborene, inzwischen in Berlin lebende Künstlerin Nicole Blanchet. Blanchet ist Fotografin, Malerin, Performancekünstlerin, wobei die Übergänge fließend sind: Wenn sie fotografiert, sieht das immer irgendwie ein wenig nach Malerei aus; wenn sie malt, ist es eigentlich eine Performance – und umgekehrt (Fotografien und Gemälde zwischen 1700 und 2500 Euro). Dazu erklingen selbst produzierte Lieder, die dem Ganzen den Anstrich eines Gesamtkunstwerks verleihen, in dem sich das Heute und die präraffaelitische Romantik eines Dante Gabriel Rosetti auf verblüffend stimmige Weise kongenial vereinen (bis 3. Juli, Brunnenstraße 184, Dienstag bis Sonnabend 12–18 Uhr).

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Die Produzentengalerie Rekord existiert dagegen schon etwas länger. Dort feiert man demnächst das Einjährige, doch davor sind noch bis zum 25. Mai Bilder des 1968 in Dessau geborenen Malers Matthias Kanter zu sehen. Die Vorlagen für Kanters Gemälde sind stets Fotografien. Sie zeigen zum Beispiel den Blick aus einem Strandkorb aufs Meer. Allerdings ist das nicht immer so eindeutig zu erkennen. Das tut der Sache freilich keinen Abbruch: Die Serie, die Kanter ausstellt, besticht durch eine vielgestaltige Variation des Immerselben, durch die – bei gleich bleibendem Grundmotiv – die unterschiedlichen Farbkombinationen ganz erstaunliche suggestive Kräfte entfalten. Die Form der Präsentation in einer Art Regal, aus dem man ein „Lieblingsbild“ herausnehmen kann, um es dann an der gegenüberliegenden Wand in aller Ruhe einzeln zu betrachten, erinnert vielleicht ein wenig an die Installationen von Franz Ackermann. Allerdings sind die Preise natürlich andere: Pro Bild nimmt Kanter 860 Euro, was hundertprozentig gut angelegtes Geld ist (Brunnenstraße 162, Mittwoch bis Sonnabend 11–18 Uhr).

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In dieser jugendlichen Gesellschaft sind die Macher des vor vier Jahren gegründeten Ausstellungsraums WBD alte Brunnenstraßen-Hasen. Ebenfalls eine Produzentengalerie, werden in der Hausnummer 9 derzeit gerade Arbeiten von einem der drei Künstler-Galeristen gezeigt. Martin Städeli hat ein Arrangement ausgetüftelt, das einen zunächst dezent verkopft erscheinenden Ansatz wunderbar mit absurder Komik verbindet. Der Orang-Utan als Künstlerselbstbildnis in Mehrfachausführung – das hat ohne Zweifel beträchtlichen Charme (bis 29. Mai, Donnerstag bis Sonnabend 16–19 Uhr, Preise auf Anfrage).

Ulrich Clewing

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