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"Tal der Wölfe": Produzent verteidigt umstrittenen Film

Der türkische Film "Tal der Wölfe" sorgt für Aufregung. Kritiker werfen ihm vor, er schüre Hass gegen den Westen. Die Macher verteidigen sich, der Film sei weder antiamerikanisch noch antisemitisch.

Berlin - «Es steht uns fern, irgendwelche Klischees zu bedienen», sagte Produzent Raci Sasmaz am Donnerstag in Berlin. Der Ausgangspunkt sei nicht gewesen, einen Rambo-Film zu drehen. «Es ging uns darum, das zu zeigen, was im Irak passiert.» Drehbuchautor Bahadir Özdener meinte, der Film wende sich gegen Krieg, Besatzung und die Verletzung von Menschenrechten. Er wolle zeigen, dass der «Tragödie» im Irak Einhalt geboten werden müsse.

Über «Tal der Wölfe» wird seit Wochen heftig diskutiert, weil er nach Meinung seiner Kritiker - darunter Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) - Hass gegen den Westen sät. In der Türkei haben bereits vier Millionen Menschen die mit 8,4 Millionen Euro teuerste Filmproduktion des Landes gesehen. In Deutschland war die untertitelte Fassung mit 345 000 Zuschauern in wenigen Wochen ebenfalls ein überraschender Erfolg. Der Film soll Ende März synchronisiert werden.

Ausgangspunkt des Films von Regisseur Serdar Akar ist die «Sack-Affäre», bei der im Juni 2003 türkische Soldaten von den eigentlich befreundeten Amerikanern festgenommen und aus türkischer Sicht ähnlich behandelt wurden wie die Häftlinge im US-Gefängnislager Guantanamo. So wurden den Türken Säcke über die Köpfe gestülpt. «Wir versuchten, die realen Begebenheiten wiederzugeben», erklärte Özdener den zahlreich erschienenen Journalisten.

Im fiktiven Teil der Handlung macht ein türkischer Geheimdienstler Jagd auf einen Amerikaner, der im Nordirak brutal schaltet und waltet, und bringt ihn am Ende des Films um, wobei es in manchen Kinos Szenenapplaus vom deutsch-türkischen Publikum gibt. Die US-Soldaten werden großteils als tumbe Rambos dargestellt, die Menschen im Irak als Opfer. In einer Sequenz entnimmt ein jüdischer Arzt im Gefängnis von Abu Ghraib Organe, um sie unter anderem nach Tel Aviv zu schicken.

Özdener wehrte die Antisemitismus-Vorwürfe ab, die unter anderem der Zentralrat der Juden in Deutschland erhoben hatte. Der Film habe Folter und Organhandel thematisieren wollen und solle in seiner Gesamtheit gesehen werden. «Wir sind keine Antisemiten», betonte er.

An diesem Freitag wird eine Entscheidung der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) erwartet, ob die Altersfreigabe von 16 auf 18 Jahre erhöht wird. Der Film ist bislang in neun Ländern zu sehen und hat insgesamt rund 4,5 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. (tso/dpa)

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