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Cate Blanchett und Nina Hoss beim Talent-Talk im Hebbel am Ufer.

© imago/AP

Talk bei den Berlinale-Talents: Ein Winternachtstraum

Ein „Tár“-Kurzfilm und ein Panel mit Cate Blanchett, Nina Hoss und Regisseur Todd Field zu ihrem Musikdrama mit Blanchett als Stardirigentin.

Bitte, sagt Cate Blanchett, das ist jetzt ein ganz besonderer Moment, den nur Sie und wir teilen. Er sollte unser Geheimnis bleiben. Sie sagt es so, dass einem fast ein wenig bange wird – schon zuvor hatte „Tar“-Regisseur Todd Field um das Ausschalten sämtlicher Handys gebeten. Niemand sonst wird diesen Film sehen, versichert er dem jungen Publikum im randvollen Hebbel am Ufer.

„The Fundraiser“ heißt der Zehn-Minuten-Film, ein Sidekick zum Musikdrama „Tár“ mit Blanchett als Stardirigentin, das wenige Stunden später auf der Berlinale Deutschlandpremiere feiert. Der Plot: Unter dem Vorwand, sie müsse mit zu einem Fundraising-Abend für die Schule der Adoptivtochter, lockt Ehefrau Sharon (Nina Hoss) Lydia Tár in einen Schlosssaal (ist es das Sanssouci?.), wo das Orchester seiner Chefin eine Überraschungs-Geburtstagsparty zum 50. ausrichtet. Hoss und Blanchett tanzen Wiener Walzer, anders als in „Tár“ sieht man hier ihre Vertrautheit, eine fröhliche, ausgelassene Maestra, die ihrem Spiegelbild wohlwollend entgegenblickt, trotz einer schweren Gesichtsverletzung. Bis die Geister der Liebe sie einholen, draußen im Säulengang....

Es ist der einzige Auftritt des „Tár“-Teams in Berlin

Ein Fiebertraum als Sommernachtstraum. Das HAU verwandelt sich derweil zum Winternachtstraum für jene Glücklichen, die ein Ticket für diesen einzigen Berlinale-Auftritt des „Tár“-Teams ergattern konnten. Der in Venedig uraufgeführte, nächste Woche startende Film bekommt eine Gala, im Gegenzug erhält das Festival offenbar nur das Panel im Rahmen der Talents-Talks.

Auf dem Podium sitzen neben Blanchett, Hoss und Field zwei an „Tár“ beteiligte Musikerinnen. Beide verraten sie, dass sie bei dem Projekt zwar ihrer Profession nachgingen, aber in dieser jemand anderen verkörpern mussten. So schrieb die Komponistin Hildur Guðnadóttir das kurze Stück „Für Petra“ im Lydia-Tár-Stil, während die Cellistin Sophie Kauer sich angehalten sah, Edward Elgars Violinkonzert in ihrer Rolle als ehrgeizige Solo-Cellistin Olga vor der Kamera anders zu interpretieren, als sie es selbst spielen würde.

„Es geht nicht um Performance, sondern um einen Prozess in diesem Film, um Proben“, sagt Cate Blanchett mit ihrer berühmten tiefen Stimme. Sie wollte den Kraftakt zeigen, den es für Tár bedeutet, einerseits in der Aufholjagd der Konzerte nach der Pandemie zu stecken und andererseits wie bisher zu vermeiden, sich selbst zu begegnen. Und das Dirigieren? Als sie begriff, dass es wie ein Tanz ist, hat sich ihre Panik gelegt, verrät die 52-jährige zweifache Oscar-Preisträgerin. Beide, Blanchett wie Nina Hoss, sprechen auch sonst gerne vom Tanzen. Wobei Hoss näher auf ihre Figur eingeht, die nicht nur empathischer ist als die kühle Lydia Tár, sondern sich als Konzertmeisterin ohnehin verantwortungsbewusster verhalten muss.

Wie gelingt Ihnen diese unglaubliche Präsenz, will eine junge Frau aus dem Publikum am Ende von Blanchett wissen. Da sind sich alle auf dem Podium einig, auch Regisseur Todd Field. Würden sie als Künstler ihre eigene Rezeptur kennen, wäre das Geheimnis ihrer Kunst dahin.

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