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Kultur: Tempi passati

Konrad Bernheimer trennt sich von Teilen seiner Sammlung

Sein Name steht für Qualität. Und an diesem Wochenende wird er doppelt im Brennpunkt der Aufmerksamkeit von Sammlern und Experten stehen, denn dann lässt der Münchner Händler Konrad Bernheimer, seit dem Kauf der Londoner Kunsthandlung Colnaghi einer der global player auf dem Markt der Alten Meister, Werke aus Familienbesitz beim Kölner Auktionshaus Lempertz versteigern. Warum 852 Lose feinster Porzellane, Silberobjekte, Dosen, Tapisserien, Möbel, Miniaturen und Teppiche sowie die einzige Holzskulptur des Renaissancebildhauers Giambologna unter den Hammer von Lempertz-Boss Henrik Hanstein kommen, erklärt Bernheimer kurz und bündig: „Ich musste diesen Schritt machen, weil ich mich in Zukunft auf mein Spezialgebiet, den Handel mit Alten Meistern konzentrieren will, und zusätzlich auf Fotografie, einen Bereich, der in der Geschichte von Colnaghi schon immer eine bedeutende Rolle spielte“.

Lange, meint er, habe er den Mix versucht, hat auf Messen zum Beispiel auch chinesisches Porzellan oder Tapisserien angeboten, aber „es funktionierte für mich nicht mehr. Tempi passati“. Deshalb trennt er sich nun konsequent „von dem, womit meine Familie und ich nicht mehr leben wollen“. Er vertraut seine Pretiosen „Deutschlands Auktionshaus Nummer Eins“ an und nicht etwa der britischen Konkurrenz, denn er glaubt, dass „mein Name hierzulande einen vielleicht noch etwas höheren Stellenwert hat als im Ausland“. Schon einmal verkaufte Bernheimer Raritäten aus der riesigen Familienkollektion, als er Anfang der Neunzigerjahre Textilien, darunter mehrere Hundert Messgewänder, bei Christie’s in London versteigern ließ. Ähnlich erfolgreich wie damals, glaubt er, wird nun auch die aktuelle Auktion laufen. „Die Stimmung auf dem Kunstmarkt ist generell wieder besser“, beobachtet er, „die Geschäfte sind in Schwung gekommen und erstklassige Ware wird überall dringend gesucht“.

Von dieser bietet die Sammlung Bernheimer eine üppige Auswahl. Höhepunkt der Auktion ist ohne Zweifel die 46 Zentimeter hohe Skulptur aus Lindenholz, die Giambologna 1551 seinem neuen römischen Mäzen, dem Medici-Beauftragten Vecchietti widmete. Mit einem Schätzpreis von 800 000 bis eine Million Euro toppt sie das Preisspektrum, dessen unteres Ende bei moderaten 200 Euro für Frankenthal-Porzellan aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts liegt. Weitere Highlights der Kollektion sind zwei vergoldete venezianische Konsoltische mit Alabasterplatten aus der Zeit um 1750, taxiert auf 150 000 bis 180 000 Euro, eine Dreifußvase aus rosa- und schwarz geflecktem Porphyr mit Delphinfüßen (30 000 bis 50 000 Euro) oder zwei pittoreske Tableaux mit Muschelrelief, die Johann Mathias Janson um 1775 in Potsdam fertigte.

Mangelnde Liquidität ist wohl kaum der Grund für die Auktion. Denn im Bereich des Altmeister-Markts laufen die Geschäfte „spätestens seit dem Sommer wieder glänzend“, Preisanstieg für hervorragende Werke inklusive. Vergnügt beobachtet Bernheimer dabei, dass sich seine Sammler immer weiter verjüngen. „Die Kunden meiner teuersten Bilder sind zwischen 35 und 45 Jahre alt“, erzählt er. „Viele kommen von der zeitgenössischen Kunst, wo sie Geld verloren haben. Umso mehr schätzen sie die Stabilität der Alten Meister“. Wer hofft, den Einlieferer im Auktionssaal anzutreffen, wird allerdings enttäuscht sein. „Das wäre kontraproduktiv“, findet Bernheimer. „Aber die Ergebnisse werde ich mir schnellstmöglich übermitteln lassen.“

Kunsthaus Lempertz, Auktionen für Kunstgewerbe und Alte Kunst heute und morgen. Am 5./6. Dezember werden in der Auktion „Asiatische Kunst“ ebenfalls Werke aus der Sammlung Bernheimer versteigert.

Eva Karcher

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