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Kultur: "The Closer You Get": Wenn der Ire von Bo Derek träumt

Keine spektakulären Bilder, keine ausgefallenen Schauplätze, keine Action, kein Verbrechen, kein Sex, kein Design, keine konzeptionelle Beleuchtung, kein komplizierter Plot, keine Stars. Dennoch entläßt uns dieser Film vergnügt grinsend aus dem Kino.

Keine spektakulären Bilder, keine ausgefallenen Schauplätze, keine Action, kein Verbrechen, kein Sex, kein Design, keine konzeptionelle Beleuchtung, kein komplizierter Plot, keine Stars. Dennoch entläßt uns dieser Film vergnügt grinsend aus dem Kino. Ganz kurz gibt es Bo Derek, und das ist eindeutig zuviel. Sie bringt nicht junge, auch die alten Männer auf dumme Gedanken; sogar den Priester selbst - in einer abgelegenen irischen Gemeinde. Dort nämlich zeigt er jeden zweiten Dienstag in seiner Kirche einen Film, normalerweise Monumentalfilme mit religiösem Gehalt, wie "The Ten Commandments". Danach gehen alle ein Bier trinken und dann ins Bett. Mehr Nachtleben gibt es nicht im Dorf. Aber Bo Derek, irrtümlicherweise geliefert notdürftig bekleidet auf der Leinwand zu sehen, bis der Kirchenmann den Projektor abschaltet, bringt die Hormone der Männer in Wallung und weckt Sehnsüchte, die sie mit den Frauen des Dorfes nicht ausleben können. Denken sie. Was also tun? Die Ergebnisse des Studiums einschlägiger Magazine lassen darauf schließen, dass Frauen aus Florida besonders viele der gewünschten Merkmale aufweisen; eine Anzeige im Miami Herald soll die Mädels nun scharenweise nach Irland locken. Die bis zu deren Ankunft verbleibende Zeit nutzen die Jungs, sich selbst in Form zu bringen. Schließlich wollen sie den kommenden Anforderungen gewachsen sein. Inzwischen treffen sich die als "country girls" verspotteten Dorffrauen. Zunächst teilen sie ihre Empörung, bald sinnen sie auf Rache; schließlich machen sie sich unabhängig von den Dorfbeaus.Ein spanischer Fischkutter legt an. Und diese temperamentvollen Fischer können Gitarre spielen, singen, tanzen und noch so einiges, was Frauen mögen.

Das Spielfilmdebüt der Theaterregisseurin Aileen Ritchie ist ein prototypisches Ensemblestück, in dem lauter irische und britische Charakterdarsteller zu sehen sind, die mit der saftigen grünen Landschaft verwachsen zu sein scheinen und auf irische Art munter, laut, schlagfertig und aufsässig sind. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass "The Closer You Get" so ein leichter und heiterer, harmlos wirkender, aber dann doch sehr subtiler Film geworden ist, eine fröhliche Aufforderung, mitunter auf Distanz zu gehen zu denen, die man liebt, um sie besser sehen zu können.

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