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Kultur: Toben unter Dach und Fach

Saisonstart bei den Indoorspielplätzen. Viele feiern hier gern Kindergeburtstag

Sie schwingen an der längsten Liane der Welt durch den Dschungel. Erklimmen die höchsten Berge, rutschen durch die schnellsten Röhren und toben durch die tiefsten Pools mit Bällen. So ungefähr muss sich das für Kinder anfühlen, die sich zum ersten Mal in einem Indoor-Kinderspielplatz austoben. Alte Hasen sind da cooler: Sie tauschen die spielunfreundlichen Stoppersocken gegen herkömmliche Söckchen, legen wegen der Verletzungsgefahr Sweatshirts mit Kordeln ab – oder bekommen von den Eltern sicherheitshalber eine Windel verpasst: Ist ja so schon rutschig genug.

Sylvia Reinhardt kennt die Indoor-Spielplätze dieser Stadt. Die Tagesmutter besucht sie seit Jahren mit ihren Kindern, „wenn wir mal was Außergewöhnliches machen wollen“. Natürlich seien die Hallenspielplätze, in denen sich auch oftmals Cafés für die Eltern befinden, keine Konkurrenz zum Toben in Matsch und Schnee. „Aber gerade für Kindergeburtstage ist das eine schöne Alternative.“ Eine Stunde Austoben kostet pro Kind in einer Anlage rund drei Euro. Diesmal feiert sie im „Pups“ an der Kochstraße 73 nahe dem Potsdamer Platz. Jasper zeigt sein Alter mit den gestreckten Fingern der rechten Hand: vier. Dann nimmt er einen kräftigen Schluck aus dem Glas mit Apfelschorle – und macht seinem Ärger Luft: „Ich hab gesagt, ich bin der Papa. Aber der will immer der Papa sein“, schimpft Jasper und zeigt auf einen Freund. Für die Tagesmutter kein Kinderkram. „Guck mir in die Augen, Jasper, wenn du mit mir sprichst. Ihr könnt dann doch mal tauschen“, empfiehlt sie.

Pädagogische Lektionen zwischen Bobbycar und Kletterseil, Spielschiffen und Wasserbassin, Bungee und Minigolf: In Berlin ist Toben unter Dach und Fach in einem knappen Dutzend Indoor-Spielplätzen möglich. Viele private Anbieter haben Tobe-Areale eröffnet, aber auch die Berliner Stadtmission gehört zu den Trägern. Gerade wurde die „Jacks Junior World“ in den Borsighallen in Tegel ausgebaut, zudem laufe die Halle an der Miraustraße in Reinickendorf schon länger erfolgreich, sagt der Betreiber. In ganz Deutschland bieten über 200 Anlagen wetterfestes Spielvergnügen nach US-amerikanischem Vorbild. Die Aufsichtspflicht liegt stets bei den Eltern. Das wird den „Pups“-Gästen mitgeteilt und den Touristen, die in das Riesencafé mit Spielareal in der Ostcity gern einkehren.

Tagesmutter Sylvia Reinhardt aus Tempelhof hat auch ihre ältere Tochter Katharina mitgebracht. „Ich muss nicht mit. Ich mach das gerne, ich habe Herbstferien“, sagt die 13-Jährige. Den Indoor-Spielplatz an der Kochstraße besucht Sylvia Reinhardt gern, wenn sie mit einer kleinen Gruppe unterwegs ist – „das ist hier schön übersichtlich“. In anderen Großanlagen werde den jüngeren Besuchern teils noch mehr geboten, doch dafür falle es schwerer, den Überblick zu behalten. „Mit anderen Tagesmüttern zusammen gehe ich sonst auch gern beispielsweise in ,Jolos Kinderwelt’ in Kreuzberg, die haben vormittags extra für Kitagruppen geöffnet.“ Das Einzige, was ihr als Kinderbetreuungsprofi in den Anlagen missfällt: dass da geraucht werden darf. Diese Eltern sollten doch bitte an die frische Luft.

Mehr dazu im Internet:

www.kinder-stadt.de

www.kinder-hauptstadt.de

Annette Kögel

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