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Tschechien: Neue Vorwürfe gegen Milan Kundera

Der Spitzel-Verdacht gegen den Schriftsteller Milan Kundera ("Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins") hat in Tschechien neue Nahrung erhalten.

Bereits Ende 2008 hatte die Wochenzeitschrift „Respekt“ unter Berufung auf eine Polizeiakte berichtet, dass Kundera 1950 als Student den Regimegegner Miroslav Dvoracek angezeigt hatte, der daraufhin 14 Jahre in Haft saß. Vaclav Havel und viele renommierte internationale Schriftstellerkollegen hatten Kundera damals ihre Solidarität ausgesprochen.

Nun veröffentlichte die konservative Prager Tageszeitung „Lidove noviny“ am Mittwoch die Mitschrift einer Universitätsvorlesung von 1952, in der der damalige Vize-Minister für nationale Sicherheit, Jaroslav Jerman, den Fall „Dvoracek“ lobend erwähnt. Mit der wiedergefundenen Jerman-Vorlesung sei praktisch ausgeschlossen, dass es sich bei der Polizeiakte von 1950 um eine Fälschung handle, sagte der Historiker Petr Koura. Der Hergang der Ereignisse bleibt jedoch weiter unklar. Der 1929 in Brno (Brünn) geborene Kundera hatte 2008 aus Paris den Artikel der „Respekt“ dementiert, aber eine angedrohte Gerichtsklage nie verwirklicht. Das Verhältnis von Kundera zu Tschechien gilt als schwierig, wiederholt untersagte er Neuauflagen und Übersetzungen seiner Werke. Seit 1975 lebt Kundera in Frankreich und hält sich von der Öffentlichkeit weitgehend fern. Der Wunsch, er möge sich persönlich äußern, ist nun dringender denn je. dpa/Tsp

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